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Rutschpartien im Dschungel Vietnams: Sascha Gramm Dritter beim Ultra Asia

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Von: Sabine Kohl

Sascha Gramm Vietnam
Mit seiner Laufpartnerin Nontu Mgabhi wurde Sascha Gramm im Ziel begeistert von einer Schar Kinder begrüßt. © privat

Der fünfte und – eigentlich – letzte Teil der Continental Challenge ist absolviert. Der asiatische Part der Ultralauf-Serie über fünf Kontinente führte Sascha Gramm durch den Dschungel und die Reisplantagen Nordvietnams. Nun hat der Hainzeller nur noch eine Rechnung mit dem norwegischen Hochgebirge offen.

Hanoi/Paco - Die Dschungelwelt westlich von Vietnams Hauptstadt Hanoi weckte unangenehme Erinnerungen in Sascha Gramm. „Es war das erste Mal seit Norwegen, dass ich durch so steiles Terrain gelaufen bin“, berichtet der Ultraläufer aus Hainzell (Kreis Fulda). Entsprechend vorsichtig war er unterwegs.

Ultralauf: Sascha Gramm aus Hainzell Dritter beim Ultra Asia

Denn im Hochgebirge Nordnorwegens hatte er sich im vergangenen Sommer auf dem vierten Teil der Continental Challenge bei zehn Grad und Dauerregen im unwegsamen Gelände verlaufen. Erst viele Stunden später war er völlig unterkühlt vom Helferteam gefunden worden.

Zwar war es in Vietnam etliche Grad wärmer – mit 17 oder 18 Grad angenehme Lauftemperaturen –, nass und rutschig war es aber auch hier. „Einmal kam mir Stefan, ein weiterer Teilnehmer aus Deutschland, entgegen. Blutüberströmt“, erzählt Gramm. Der spätere Sieger des Ultra Asia Race war auf dem feuchten Untergrund gestürzt, hatte sich aber glücklicherweise nicht ernstlich verletzt.

Ähnlich ging es später auch Sascha Gramm, dem zu allem Unglück auch noch einer seiner Laufstöcke gebrochen war. „Ich war ausgerutscht und habe mir dabei wohl Muskelfaserrisse im Arm zugezogen. Anfangs habe ich nichts gemerkt, nachts fing er aber sehr an zu schmerzen“, erinnert er sich. Das sei vor allem deshalb unangenehm gewesen, weil die Temperaturen nach Sonnenuntergang deutlich nach unten gingen. Schmerzen und Kälte seien keine schöne Kombination gewesen.

Sascha Gramm Vietnam
Über Stock und Stein ging es durch den Dschungel Vietnams. Mit nur einem intakten Stock keine ganz leichte Aufgabe. © privat

Dennoch hat der Hainzeller überwiegend positive Erinnerungen an den viertägigen Lauf in Vietnam. Das Ultra Asia Race ging über insgesamt 156 Kilometer sowie rund 7000 Höhenmeter, aufgeteilt auf vier Etappen mit zweimal 30 und zweimal 48 Kilometern. Mit einer Gesamtzeit von 21:25,10 Stunden hat er das Rennen als Dritter beendet.

Ohne die Armverletzung und die Erinnerungen an Norwegen wäre vielleicht sogar mehr drin gewesen. Zufrieden ist Sascha Gramm dennoch, geht es ihm neben dem Sportlichen doch immer auch um die Begegnungen mit Land und Leuten sowie mit seinen Mitstreitern.

Die Challenge

Die Continental Challenge ist eine Serie von fünf Läufen auf fünf Kontinenten. Es geht durch das Outback Australiens, durch Mosambique (Afrika), Bolivien (Südamerika), Norwegen (Europa) sowie Vietnam (Asien). Finisher der Challenge sollten alle Läufe innerhalb von zwei Jahren absolvieren. Durch Corona ist der Zeitplan allerdings ein wenig durcheinander geraten.

Diesmal ist ihm dabei besonders die letzte Etappe des Rennens im Gedächtnis geblieben, die er gemeinsam mit der Viertplatzierten Nontu Mgabhi aus Südafrika absolviert hat: „Wir sind das gleiche Tempo gelaufen, haben uns gegenseitig gepusht und auf den letzten 15 Kilometern alles gegeben.“ Der Lohn: Nach Sieger Stefan Kapellen die zweitschnellste Zeit im Ziel und den staunenden Respekt der Veranstalter.

Auch die Begegnungen mit Einheimischen kamen nicht zu kurz. Übernachtet haben die Läufer nämlich in vietnamesischen Stelzenhäusern in den Dörfern rund um die Reisplantagen, direkt bei den dort lebenden Familien. Und die haben die Läufer überschwänglich aufgenommen – gerne mit Modern Talking und deutschem Schlager, wie Gramm lachend berichtet.

Sascha Gramm Vietnam
Nicht alle Hunde waren so freundlich wie dieser. So manches Mal musste sich Sascha Gramm vorsichtig an wilden Hunden vorbeipirschen, die überall unterwegs waren. © privat

Für den Hainzeller steht nun bereits die nächste Herausforderung auf dem Programm. Wieder geht es nach Asien, erstmals in den Himalaya. In sechs Etappen sind Ende Mai in Bhutan auf einer durchschnittlichen Höhe von 3000 Metern 200 Kilometer zu absolvieren – und fast 11 000 Höhenmeter.

2024 soll es erneut nach Norwegen gehen. Die Veranstalter haben auf die Ereignisse rund um Gramm im vergangenen Sommer reagiert. „Die Strecke wurde angepasst, es geht nur noch mit GPS raus und in Zweierteams“, berichtet der Ultraläufer. Dann will er seine persönliche Continental Challenge doch noch beenden.

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