Mit dem ersten Europameistertitel für einen deutschen Marathonläufer und zuvor dem Team-Sieg für die deutschen Frauen auf der längsten Laufdistanz hatten die deutschen Marathonis früher am Tag einen Traumstart hin. Dazu gab es Silber für das Männer-Team, im Einzel liefen Amanal Petros und Miriam Dattke in faszinierenden Rennen als Vierte nur knapp an weiteren Medaillen vorbei. (Lesen Sie hier: Leichtathletik-EM: Sara Gambetta hadert noch mit der Technik)
Auch Konstanze Klosterhalfen wurde am Abend über 10 000 Meter nach einem beherzten Rennen Vierte und verpasste ihren deutschen Rekord nur um wenige Sekunden. Ein Diskus-Trio um Kristin Pudenz hofft nach dem Finaleinzug an diesem Dienstag ebenso auf Zählbares wie Zehnkämpfer Niklas Kaul. Der Ex-Weltmeister geht als Siebter in den zweiten Tag und will wie Ringer eine Aufholjagd starten.
„Unfassbar – ich wollte 2018 performen und bin das erste Mal ausgestiegen. Und jetzt bin ich Europameister“, sagte der 33 Jahre alte Ringer, der vor vier Jahren bei der EM in Berlin über 10 000 Meter aufgehört hatte. Der eigentlich als Mitfavorit gehandelte Petros war nicht überrascht, dass der zwischenzeitlich schon zurückgefallene Ringer 50 Meter vor der Ziellinie am Münchner Odeonsplatz an Maru Teferi aus Israel vorbeirauschte und in 2:10:21 Stunden noch gewann. „Der kommt ursprünglich von der Mittelstrecke. Er hat es klasse gemacht, ich bin stolz auf ihn“, sagte Petros.
Dem in Eritra geborenen Läufer ging auf den letzten Metern die Puste aus, so reichte es 18 Sekunden hinter Ringer nur zu Rang vier. Das störte Petros nicht: „Ich bin super, superzufrieden. Dadurch haben wir Silber gewonnen. Es hat sehr gut angefangen für Deutschland.“
Letztlich war nur Israel in der Mannschaft besser. Zudem half Ringer bei warmen, aber nicht zu heißen Temperaturen zur Mittagszeit nicht nur das Eis unter seiner Kappe, die er auf der langen Zielgeraden wegwarf, ehe er den Turbo zündete. Die Gewöhnung an solches Wetter durch sein Training in Amerika sah der EM-Dritte über 5000 Meter von 2016 als mitentscheidend an. „Hitzewelle? Ja was, lange Hose an ist doch okay“, sagte der Routinier aus Rehlingen grinsend zu seiner Akklimatisierung.
Gemeinsam jubeln durften auf dem Podest auch die deutschen Frauen, obwohl Miriam Dattke in 2:28:52 Stunden nur um Zentimer Bronze der zeitgleichen Niederländerin Nienke Brinkman überlassen musste. Trotzdem sagte die für Regensburg laufenden 24-Jährige: „Für mich ist der vierte Platz ein Traum, ich habe nicht damit gerechnet.“ Den ersten Titel bei dieser EM holte sich Aleksandra Lisowska aus Polen in 2:28:36 Stunden. Silber ging an Matea Parlov Kostro aus Kroatien.
Die deutsche Meisterin Domenika Mayer als Sechste und Deborah Schöneborn als Zehnte sorgten dafür, dass das deutsche Team die Mannschaftswertung gewann.