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Van Marwijk nimmt HSV-Profis in die Pflicht

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

- Hoffenheim (dpa) - Bert van Marwijk hat den Abstiegskampf zum Charaktertest erhoben und die Profis des Hamburger SV per Weckruf in die Pflicht genommen.

«Der ganze Verein ist eingeschlafen, die Mannschaft auch. Die ersten, die wach werden müssen, sind die Spieler», forderte der erfahrene Coach des auf Relegationsplatz 16 abgerutschten HSV vor dem Duell der Verlierer des Rückrundenstarts am Samstag bei 1899 Hoffenheim. «Wichtig ist: Die Ausstrahlung auf dem Platz muss stimmen. Wir müssen die Mentalität zeigen, gewinnen zu wollen». Nach zuletzt vier Bundesliga-Pleiten seien echte Kerle gefragt, meinte auch Sportchef Oliver Kreuzer. «Wir brauchen ein Resultat, das uns weiter hilft und müssen nun Flagge zeigen.»

Allerdings vermisst van Marwijk in der heutigen Generation der Spieler, in der «viele lieber in den Computer gucken», Typen wie einst Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus, die auf dem Platz vorangehen. «Es gibt in kaum einer Mannschaft noch Persönlichkeiten, die in Zweikämpfen ausstrahlen: Bis hier hin und nicht weiter.» Zu wenige dieser Spezies im Kader hat auch der HSV, der noch unter van Marwijks Vorgänger Thorsten Fink im Hinspiel 1:5 unterging. Allein das sei Grund genug, motiviert auf den Platz zu gehen und in Sachen Aggressivität 'ne Schippe draufzulegen, wie Kreuzer einforderte.

Van Marwijks dem Vereins-Umfeld geltende Ankündigung, «wenn einer negativ ist, schmeiße ich ihn raus», setzte er sogleich auf dem Feld um. Im Donnerstags-Training standen die Nationalspieler Marcell Jansen und Heiko Westermann ebenso wie Tolgay Arslan nur im Reserve-Team. Wahrscheinlich ist, dass Letzterer Neuzugang Ouasim Bouy weichen muss, dem man die geforderte Härte nachsagt. «Er trainiert mit Schmerztablette und gibt nicht so schnell auf», lobte van Marwijk den am Zeh verletzten Mittelfeldmann. Sollte der Coach die gegen Schalke nicht fitten Westermann und Jansen opfern, ginge er hohes Risiko. Denn anders als seine möglichen Vertreter Slobodan Rajkovic und Johan Djourou, der zudem erst seit Mittwoch wieder voll mittrainiert, zählt das Duo normal zu den HSV-Leistungsträgern.

Ähnliche Sorgen wie die Hanseaten drücken auch die Hoffenheimer. Einen Auftritt wie beim 0:4 in Nürnberg will Trainer Markus Gisdol nicht noch mal erleben. «Die Disziplin gegen den Ball hat gefehlt. Einige Spieler haben eigene Ideen entwickelt während des Spiels. Sie haben die Ordnung verlassen und dann waren die Abstände viel zu groß von der Spitze bis zur Viererkette», monierte er. Öffentlich prangerte er auch die Selbstüberschätzung einiger Spieler an: «Ich hatte gewarnt nach der guten Vorbereitung, dass wir uns keinen Sand in die Augen streuen lassen dürfen. Es war aber wohl so, dass die ein oder andere Überschätzung bei den Spielern da war.»

Über die Tabellensituation nach dem verpatzten Neustart will der 44-Jährige nicht sprechen: «Man verliert zwei Spiele und schon fangen viele an, wieder kalte Füße zu bekommen. Wir bleiben ganz ruhig und arbeiten sauber und sachlich weiter.» Die fehlende taktische Disziplin ärgert ihn aber noch sehr, was wie beim HSV auch einige Profis zu spüren bekommen. Gisdol: «Wir denken intensiv über die eine oder andere Veränderung nach. Wir brauchen in dem Spiel auch den ein oder anderen Typen.» Nach seinem Teilzeiteinsatz gegen Nürnberg soll Kevin Volland, der in der Vorrunde der herausragende Spieler, aber in der Vorbereitung durch eine Zehenverletzung gehandicapt war, von Anfang an ran. Auch Routinier Sejad Salihovic ist nach überstandener Oberschenkelverletzung wieder fit.

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