Streit um Arztpraxis sorgt für Wirbel - Geisas Bürgermeisterin wehrt sich gegen Vorwürfe

Streit um eine Arztpraxis zwischen Geisa und Unterbreizbach: Nachdem eine Hausärztin ihren Sitz von der Kaligemeinde südlich von Vacha in die Point Alpha-Stadt verlegt, kocht die Stimmung in Unterbreizbach hoch. Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel wehrt sich.
Geisa/Unterbreizbach - Mehr als 300 Leute haben am Montag in Unterbreizbach vor der Hausarztpraxis gegen die Verlegung des Arztsitzes nach Geisa protestiert. Gut 2000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet und kämpfen darum, dass der Arztsitz in ihrem Ort bleibt.
Daran ließen sie bei einer Protestveranstaltung im Kulturpark keinen Zweifel. Den Platz, auf dem sich mehr als 300 Leute eingefunden hatten, habe man ganz bewusst ausgewählt, erklärte Vizebürgermeister Roland Gimpel, da er sich „an der Wirkungsstätte“ der Hausärztin befinde. „Vielleicht hört sie mit.“
Arztpraxis soll von Unterbreizbach nach Geisa verlegt werden - das sorgt für Wirbel
Die Medizinerin hatte erst am 1. April die Nachfolge der langjährigen Unterbreizbacher Hausärztin, die mit 69 Jahren in den Ruhestand gegangen war, angetreten und deren Praxis übernommen. Gemeindevertreter und Patienten waren damals froh, weil sie glaubten, die Zukunft der Hausarztpraxis sei damit gesichert.
Doch bereits am 9. Juni hatte der Zulassungsausschuss für Ärzte in Thüringen entschieden, dass der bisherige Arztsitz in Unterbreizbach nach Geisa verlegt werden darf. Da am gleichen Tag über eine von der Geisaer Bürgermeisterin präsentierte Unterschriftensammlung für einen zusätzlichen Arztsitz im Geisaer Amt berichtet wurde, und dass es dafür Interessenten gebe, zog man in Unterbreizbach den Schluss, dass der Wechsel der Hausärztin, die aus dem Geisaer Amt stammt, langfristig vorbereitet war.
Wegen Verlegung einer Arztpraxis: Bürgermeisterin Henkel wehrt sich gegen die Vorwürfe
Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU) widerspricht der Darstellung der Vorgänge aus Sicht der Unterbreizbacher Gemeindevertreter. „Es gab definitiv kein Abwerben“, sagt sie. Es handele es sich um „eine freie Entscheidung“ der Ärztin, „die auch legitim ist“. Zudem dürfe der Zulassungsausschuss für Ärzte in Thüringen – diesem Gremium gehören drei Ärzte und drei Vertreter gesetzlicher Krankenkassen an – einer Verlegung des Arztsitzes nur dann zustimmen, wenn Gründe der vertragsärztlichen Versorgung dem nicht entgegenstünden, wie Henkel erklärt.
Dass man sich in Geisa für einen neuen Arztsitz stark gemacht habe, sei auf einen Presseartikel hin zustande gekommen, in dem seitens des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Geisa verkündet worden war, dass die dortige Arztstelle bis Jahresende unbesetzt bleiben wird. „Und da wurde dann diese Unterschriftenaktion gestartet für einen neuen Arztsitz“. In der Allgemeinmedizin-Praxis im MVZ Geisa gab es mehrfach personelle Wechsel; im letzten halben Jahr war sie gar nicht besetzt. Niedergelassene Hausärzte gibt es im Geisaer Amt aktuell zwei: eine Praxis in der Stadt , eine in Buttlar.
Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen: Zulassungsausschuss habe über Wechsel entschieden
Veit Malolepsy, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, stellte klar, dass nicht sein Verband über den Wechsel des Arztsitzes entschieden habe, sondern der Zulassungsausschuss. Innerhalb des Altkreises Bad Salzungen könne eine Medizinerin ihren Sitz verlegen, „solange rechtlich nichts dagegenspricht“, erklärte er. „Wir haben uns da rausgehalten, weil das ein Konflikt zwischen zwei Kommunen ist – und die Ärztin frei entscheiden kann“, sagte er.
Landrat Reinhard Krebs hat Unterstützung für Unterbreizbach angekündigt: „Einen Arztsitz in Unterbreizbach halten wir für dringend notwendig,wir werden das Gespräch mit den Verantwortlichen für die medizinische Versorgung suchen“. (stz, hw)
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