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Ärger mit Gemeinde: In Speicherz droht die komplette Feuerwehr mit dem Rücktritt

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In Speicherz in Unterfranken droht die komplette Feuerwehr mit dem Rücktritt. Den Einsatzkräften fehlt Wertschätzung der Gemeinde. © Philipp von Ditfurth/dpa/Symbolbild

Es könnte zu einem Paukenschlag kommen: Tobias Leitsch, Erster Kommandant der Speicherzer Feuerwehr, kündigte während einer Generalversammlung an, dass die gesamte aktive Feuerwehr zurücktreten werde, wenn Probleme nicht von der Gemeinde angegangen werden.

Speicherz - Der Erste Kommandant der Speicherzer Feuerwehr, Tobias Leitsch, kritisierte Probleme, die seit Jahren nicht seitens der Gemeinde angegangen würden: Dies betrifft vor allem die Situation im Feuerwehrgerätehaus. Kleidung und Schuhe seien alt, aufgrund schlechter Rahmenbedingungen – wie fehlender Heizung und Dämmung – oft klamm oder sogar verschimmelt.

Die Motivation, zu Übungen oder Einsätzen zu erscheinen, sei immer weiter gesunken. „So kenne ich meine Speicherzer nicht“, klagte Leitsch. Auch die Pläne für ein neues Feuerwehrhaus – 2019 waren sie fast zum Greifen nah, passiert ist nichts. „Fehlende Wertschätzung seitens der Gemeinde“ wurde aus den Reihen der Feuerwehrleute moniert: Man fühle sich „stiefmütterlich behandelt“.

Unterfranken: Feuerwehr Speicherz droht Gemeinde mit Rücktritt

„Wenn von der Gemeinde was kommt, dann stehen wir geschlossen wieder da“, so Tobias Leitsch. Für diesen Fall habe Alexander Fehn bereits zugesagt, das Amt des zweiten Kommandanten zu übernehmen. Auch Johanna Morshäuser, Vorsitzende des Feuerwehrvereins, sicherte zu: „Der Verein würde hinter dem Kommandanten stehen, nur wenn es von der Gemeinde Schritte gibt, die für uns tragbar sind.“ (Lesen Sie auch: Zu wenig Aktive: Ein Ort in der Rhön verliert seine Feuerwehr)

Unterfranken: Feuerwehr Speicherz
Einigkeit im Verein, aber Ärger bei Einsatzkräften: Der Speicherzer Feuerwehrverein hat einen neuen Vorstand, die Einsatzabteilung aber keine Kommandanten. Bürgermeisterin Katja Habersack (Zweite von links) will den Dialog suchen. © Stephanie Elm

Es überraschte niemanden, dass die Wahl der beiden Kommandanten ergebnislos blieb. Das in einem solchen Fall festgesetzte Prozedere sieht vor, dass beide Kommandantenposten bis zum Ende der Amtsperiode ausgeführt werden, danach werden die Amtsfunktionen für drei Monate kommissarisch weitergeführt. Sollten sich bis dahin keine Nachfolger gefunden haben, habe die Gemeinde das Recht, aus der Reihe der Gruppenführer zwei Kommandanten zu bestellen: „Das ist allerdings die schlechteste Lösung“, so Bürgermeisterin Katja Habersack (parteilos).

Da freute es umso mehr, dass der Feuerwehrverein weiterlebt, wie die schnelle und unkomplizierte Vorstandswahl bewies. Der Verein wird nun geleitet von den drei gleichberechtigten Vorsitzenden Johanna Morshäuser, Manuel Augustin und Fabian Grünewald. Kassierer Stefan Scheiwein sowie die beiden Vertrauensleute Sandra Merkel und Ralph Grünewald wurden in ihren Ämtern bestätigt. Vanessa Vogler löst Alexander Fehn als Schriftführerin ab.

Oberstes Ziel für eine funktionierende Wehr sei, gemeinsam eine Lösung zu finden, die für die nächsten Jahrzehnte die beste sei. „Offen, ehrlich und ohne Scheuklappen“ müsse man sich begegnen: „Ich möchte mit euch ins Gespräch kommen“, betonte Habersack. (Lesen Sie auch: Drei Posten, keine Bewerber: Feuerwehren in Gersfeld ohne Führungsspitze)

Schon vor ihrer Bürgermeisterzeit habe sie die Speicherzer Floriansjünger über viele Jahre hinweg als Feuerwehr wahrgenommen, die lebt. Mit dem Versprechen, ein neues Feuerwehrhaus zu bauen, habe die Gemeinde in Unterfranken Erwartungen und Hoffnungen geweckt, die nicht erfüllt wurden: „Die Enttäuschung kann ich verstehen.“ Dieses Versprechen hätte nicht gegeben werden sollen, da genaue Planungen noch nicht vorgelegen haben. Habersack entschuldigte sich im Namen der Gemeinde. Auch die mangelnde und alte Ausrüstung betreffend, gestand sie: „Wir hätten uns viel früher auf den Weg machen müssen.“

Feuerwehr Speicherz will neues Feuerwehrgerätehaus

Die Gemeinde wolle nun „ihre Hausaufgaben machen“, so Habersack. Kurzfristig seien Container organisierbar, in denen neue Feuerwehrkleidung trocken zu lagern sei. Das Thema Feuerwehrhaus blieb offen. „Ausschlaggebend ist, was die Feuerwehren wollen“, signalisierte Habersack. Sie habe innerhalb der Speicherzer Wehr jedoch keine einheitliche Positionierung wahrgenommen, auch den Standort eines neuen Feuerwehrhauses betreffend. Unterschwellig kam die Möglichkeit auf, die Speicherzer und Kothener Feuerwehr zusammenzulegen. Kritik kam von Rudolf Klug: „Wir brauchen Feuerwehren in der Breite, man darf nicht nur aufs Finanzielle schauen.“

Habersack sicherte der Speicherzer Wehr zu: „Ich bringe das Thema voran.“ Sie forderte aber auch: „Ich erwarte von euch Offenheit für neue Wege.“ Kreisbrandmeister Volker Hägerich wollte eine Fusion mit Kothen nicht gänzlich ausschließen: „Kirchturmdenken ist vorbei. Wir müssen 20 Jahre weiterdenken.“ (Von Stephanie Elm)

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