Polizei rollt Cold Case „Klaus Berninger“ wieder auf: Suchaktion im Wald

Die Polizei in Unterfranken hat die Ermittlungen zum Mord am 16-jährigen Klaus Berninger im Jahr 1990 wieder aufgenommen. Nun fand eine Suchaktion am Tatort statt.
Update vom 4. Mai, 10.19 Uhr: Die Ermittlungen der „SOKO Berninger“ zum Tötungsdelikt an Klaus Berninger im Jahr 1990 laufen weiterhin auf Hochtouren. „Bereits in dieser Woche werden eine Vielzahl von Zeugenvernehmungen durchgeführt, durch welche die Umstände, die zum Tod von Klaus Berninger geführt haben, weiter rekonstruiert werden sollen“, teilte das Polizeipräsidium Unterfranken mit.
Im Rahmen der Ermittlungen erfolgte am Dienstag nochmals eine gezielte und großflächige Absuche von rund 2500 Quadratmeter Waldgebiet im Bereich des mutmaßlichen Tatorts am Schneesberg. Die Absuche diente insbesondere dem Auffinden von möglichen Beweismitteln, die mit dem Mord an Klaus Berninger im Zusammenhang stehen.
Unterfranken: Cold Case „Klaus Berninger“ - Suchaktion im Wald
Der Bereich, in dem der Leichnam von Klaus Berninger am 23. Dezember 1990 aufgefunden worden ist, wurde mit Unterstützung der Bayerischen Bereitschaftspolizei und technischem Gerät systematisch abgesucht. Hierfür wurden bereits im Vorfeld entsprechende Erdarbeiten vorgenommen, um mögliche tatrelevante Gegenstände, die sich seit über 30 Jahren im Erdreich befinden, auffinden zu können. Vereinzelt aufgefundene Gegenstände werden nun auf Relevanz geprüft.
Update vom 28. April, 17.53 Uhr: Die Informationsveranstaltung in der Turnhalle im Wiesenweg hat neue Hinweise vonseiten der Bevölkerung im Fall Klaus Berninger zutage gefördert. Dies teilte die Polizei Unterfranken am Donnerstag mit.
„Aus den Reihen der rund 150 anwesenden Bürgerinnen und Bürger gingen im Nachgang zu der Veranstaltung und im Laufe des Wochenendes bereits rund 20 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Diesen wird nun durch die SOKO Berninger nachgegangen. Zudem stehen in der laufenden Woche bereits erste Vernehmungen von Zeugen an“, berichtet die Polizei.
Unterfranken: Fall Klaus Berninger - Neue Hinweise aus Bevölkerung
Im Rahmen der Ermittlungen wurde die Bevölkerung in Wörth am Main am Mittwoch noch einmal gezielt zum Fall Berninger befragt. Ebenso wie bereits die Informationsveranstaltung am 22. April erhielt die Anwohnerbefragung großen Zuspruch aus der Wörther Bevölkerung. Bei den Befragungen gingen 34 neue Hinweise ein.
Update vom 23. April, 10.28 Uhr: Im Rahmen einer Informationsveranstaltung haben Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft am Freitagabend die Bevölkerung über den aktuellen Sachstand der Ermittlungen im Tötungsdelikt an Klaus Berninger informiert. Wie die Polizei Unterfranken am Samstag berichtet, kamen rund 150 Bürger in die Turnhalle in Wörth am Main.
„Im Nachgang an die Veranstaltung haben sich bereits einige Teilnehmer an die anwesenden Ermittler der Kriminalpolizei gewendet“, heißt es in der Mitteilung. Der Inhalt dieser Gespräche müsse nun in den kommenden Tagen und Wochen überprüft, bewertet und abgearbeitet werden. (Lesen Sie auch: „Aktenzeichen XY“ (ZDF): Neue Hinweise zu Mordfall Gabriele Schmidt (5))
Unterfranken: Cold Case - Mord an Klaus Berninger beschäftigt Polizei weiter
Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei hoffen bei Ihren Ermittlungen insbesondere auf Hinweise aus der Bevölkerung und richten daher gezielt die folgenden Fragen an mögliche Zeugen:
Wer kann konkrete Angaben zum Mordfall Klaus Berninger machen?
Wer kann Hinweise auf mögliche Tatbeteiligte im Mordfall Klaus Berninger geben?
Wer kann Hinweise auf Personen geben, die möglicherweise etwas über den Mordfall Klaus Berninger wissen?
Wer hat Klaus Berninger am Nachmittag/Abend des 20. Dezember 1990, möglicherweise in Begleitung von weiteren Personen, gesehen?
Wer hat Klaus Berninger am Abend des 20. Dezember 1990, nach 18 Uhr, gesehen?
Wer kann Angaben dazu machen, ob Klaus Berninger in irgendwelche Streitigkeiten verwickelt war?
Gibt es Personen, die in der Zeit zwischen dem 20. und 23. Dezember 1990, Feststellungen im Bereich des Leichenauffindeortes im Waldgebiet „Schneesberg“ getroffen haben?
Wer kann Hinweise zu dem Einbruch in die Bäckerei Berninger in der Nacht vom 27. auf den 28. Mai 1990 geben?
Gibt es Zeugen, welche den Geldbeutel von Klaus Berninger in Zeit vom 20. bis 27. Dezember 1990 gesehen bzw. aufgefunden haben?
Zeugen werden gebeten, sich über die kostenfreie Hinweisnummer (0800) 1011611 an die Kriminalpolizei Aschaffenburg zu wenden. Hinweise werden auch persönlich auf allen Dienststellen der Polizei in Bayern entgegengenommen.
Erstmeldung vom 20. April, 18.58 Uhr:
Wörth am Main - Mehr als 31 Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines Jugendlichen hat die Polizei in Unterfranken den Fall neu aufgerollt. So seien etwa neue DNA-Untersuchungen in Auftrag gegeben worden, um doch noch einen Täter zu überführen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.
Das 16 Jahre alte Opfer aus Wörth am Main (Landkreis Miltenberg) war am 20. Dezember 1990 nicht mehr nach Hause gekommen. Spaziergänger fanden den jungen Mann drei Tage später tot in einem Wald unweit der Kleinstadt an der bayerisch-hessischen Landesgrenze. Trotz umfangreicher Ermittlungen sei damals kein Täter überführt worden. (Lesen Sie hier: Mordfall Gabriele Schmidt bei „Aktenzeichen XY“: Mehrere Hinweise in ZDF-Sendung)
Unterfranken: 16-Jähriger ermordet - Polizei nimmt Ermittlungen wieder auf
„Ein ‚Cold Case‘ wird nie ganz zu den Akten gelegt“, erklärte der Polizeisprecher. „Wir möchten nun Hinweise aus der Bevölkerung.“ Daher wollen Polizei und Staatsanwaltschaft an diesem Freitag in Wörth die Bürger über die neuen Ermittlungen informieren. Die Infoveranstaltung findet am 22. April, 19 Uhr, in der Turnhalle am Wiesenweg in Wörth am Main statt. Die Kriminalpolizei Aschaffenburg arbeitet mit einer Sonderkommission an dem ungelösten Fall. Weitere Einzelheiten etwa zur Todesursache oder Tatwaffe wurden zunächst nicht bekannt.
Kurz nach der Tat hatte die Aschaffenburger Polizei damals mitgeteilt, der Bäckerlehrling sei vermutlich durch Gewalteinwirkung mit einem scharfkantigen Werkzeug gegen den Hals getötet worden. Zum letzten Mal sei er von Arbeitskollegen gesehen worden, als er ein Lokal in Wörth verlassen habe. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, wurden damals 13.000 Mark Belohnung ausgesetzt.
Mord verjährt nicht. Doch je länger ein Verbrechen zurückliegt, desto schwieriger gestaltet sich die Aufklärung. Polizei und Angehörige setzen Jahrzehnte nach ungeklärten Taten vor allem auf neue wissenschaftliche Techniken und Auswertungsverfahren, um Tätern auf die Spur zu kommen. Die Aufklärungsquote für Mord liegt Polizeistatistiken zufolge seit Jahren bei 90 bis 95 Prozent. (dpa)