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Callcenter-Betrüger erbeuten mehr als eine halbe Million Euro

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In Unterfranken gab es unzählige Hinweise auf versuchte Callcenter-Betrüge. (Symbolbild) © Christin Klose/dpa

Am Mittwoch gingen bei der Polizei in ganz Unterfranken unzählige Hinweise auf versuchte Callcenter-Betrüge ein. In fünf Fällen übergaben Geschädigte Bargeld und Schmuck im Wert von insgesamt über einer halben Million Euro.

Unterfranken - Im gesamten Tagesverlauf gingen am Mittwoch unzählige Anrufe von sogenannten Callcenter-Betrügern bei Bürgerinnen und Bürgern in Unterfranken ein. Bislang unbekannte Personen gaben am Telefon vor, dass Angehörige Verkehrsunfälle verursacht hätten, bei denen Menschen getötet worden wären und würden, sollte keine Kaution gezahlt werden, ins Gefängnis müssen.

Vermeintliche Staatsanwälte, Polizeibeamte und Richter setzten die Angerufenen in den Gesprächen massiv unter Druck. In den meisten Fällen erkannten die Opfer die Masche, legten auf und verständigten die Polizei. In fünf Fällen führten die Anrufe der Betrüger allerdings zum Erfolg, teilte die Polizei mit. (Lesen Sie hier: Immer mehr Menschen fallen auf Betrüger rein - Das sind die häufigsten Tricks)

Unterfranken: Callcenter-Betrüger erbeuten mehr als eine halbe Million Euro

Gegen 10.30 Uhr wurde ein 89-Jähriger aus Würzburg angerufen, der sich durch die beschriebene Masche von den Betrügern täuschen ließ. In Sorge um seine Tochter holte der Senior rund 280.000 Euro in bar sowie rund 25.000 Euro in Goldbarren von der Bank und übergab gegen 14.30 Uhr sein Hab und Gut in der Steigstraße in Versbach an einen schlanken, etwa 1,72 Meter großen und rund 40 Jahre alten unbekannten Mann. Vor- und Nachname des Seniors stehen zusammen mit dessen Adresse im Telefonbuch. Daten, die sich die Betrüger mutmaßlich zu Nutze gemacht haben.

Gegen Mittag täuschten unbekannte Täter mit der gleichen Geschichte eine 62-Jährige aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Dame übergab im festen Glauben daran, ihre Tochter damit vor einer Haftstrafe zu bewahren, 19.000 Euro Bargeld kurz nach 12 Uhr in der Maxstraße in Bad Kissingen an einen unbekannten Mann, der etwa 20 Jahre alt und rund 1,80 Meter groß und hager gewesen sein soll.

Der Geldabholer habe Hochdeutsch gesprochen und war mit einem lachsfarbenen Pullover, einer blauen Jeans und Turnschuhen bekleidet. Neben dem Bargeld gab die Betrogene noch ihre Bankdaten an die Täter heraus, da diese angeblich benötigt würden, um mögliche Rückerstattungen tätigen zu können.

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Gegen 16 Uhr übergab ein 48-jähriger Mann aus Würzburg vor dem Amtsgericht 13.000 Euro Bargeld an eine weibliche Geldabholerin. Der Beamte ließ sich in großer Sorge um seine Ehefrau von den Betrügern täuschen und hegte die Hoffnung, seiner Frau durch die Zahlung der angeblichen Kaution helfen zu können. Noch im Verlauf des Telefonats ließen sich die Betrüger die personenbezogenen Daten von Familienangehörigen und die Daten des Personalausweises des Angerufenen geben. Auch dieser Aufforderung kam das Opfer nach.

Eine 85-Jährige aus Bad Kissingen ging bislang unbekannten Betrügern ebenfalls auf den Leim und übergab am Vormittag in der Theresienstraße 60.000 Euro Bargeld an einen schlanken, circa 30-jährigen Mann, der 1,75 Meter groß gewesen sein soll. Die Dame war derart in Sorge um ihre Enkelin, dass jegliche Alarmsignale übersehen wurden.

Der Sohn eines 92-Jährigen aus Bad Kissingen habe bei einem Verkehrsunfall eine Frau und deren Kinder überfahren. Deshalb forderte ein angeblicher Richter 150.000 Euro Kaution. Nur so könne von einer Inhaftierung abgesehen werden. Der Senior übergab daraufhin vor dem Amtsgericht in Schweinfurt Schmuck, Goldmünzen und Goldbarren im Wert von 100.000 Euro sowie 50.000 Euro Bargeld an eine ihm unbekannte Person. Nachdem weiteres Geld gefordert wurde machte sich der 92-Jährige erneut auf den Weg und übergab nochmals 30.000 Euro Bargeld an einen unbekannten Geldabholer vor dem Amtsgericht in Fulda.

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Auch eine 80-Jährige aus dem Landkreis Würzburg erhielt gegen 15 Uhr einen Anruf von Callcenter-Betrügern, die eine Kaution zur Abwendung der Inhaftierung eines Familienmitglieds forderten. Die Rentnerin erkannte den Betrugsversuch sofort, ging zum Schein auf die Forderungen ein und verständigte umgehend parallel die Polizei.

Beamten der Kriminalpolizei Würzburg gelang daraufhin gegen 18.30 Uhr in Rimpar die Festnahme eines 41-jährigen Mannes aus Polen, der den Callcenter-Betrügern mutmaßlich als Geldabholer dienen sollte. Beute aus möglichen anderen Taten konnte bei dem Festgenommenen nicht aufgefunden werden.

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Würzburg wurde der 41-jährige Beschuldigte am Donnerstag dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der die Untersuchtungshaft gegen den Mann anordnete. Zwischenzeitlich wurde der mutmaßliche Geldabholer einer Justizvollzugsanstalt überstellt.

Die Kriminalpolizei Würzburg ermittelt in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Würzburg zu den Hintermännern aber auch zu den Identitäten der Geldabholer. Personen, die am Mittwoch in der Nähe der Tatorte verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder sonst Hinweise auf die Identität von den Gesuchten geben können werden dringend gebeten, sich unter Telefon (0931) 4571732 zu melden. (ah)

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