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Rhöner Landwirte schaffen Lebensraum: Projekt „Brommi“ soll Artenvielfalt von Insekten fördern

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Artenschutz in Niedersachsen
Blühstreifen sehen nicht nur schön aus, sondern erfüllen auch eine wichtige Funktion: Sie bieten Insekten Nahrung und Platz für ihre Kinderstube (Symbolbild). © Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Auf Wiesen und Äckern im Markt Oberelsbach, in Wollbach und Lebenhan blüht es derzeit stellenweise kunterbunt. Diese Blüh-, Wiesen oder Kleegrasstreifen bieten Wildbienen, Schmetterlingen und Heuschrecken Nahrung – und Platz für ihre Kinderstube. 

Rhön - Was aussieht, als wäre den Landwirten beim Mähen die Lust ausgegangen, ist als aktive Maßnahme Teil eines deutschlandweiten Projekts zum Insektenschutz, teilen die Organisatoren mit. Wiltrud Fischer vom WWF Deutschland, die das „Brommi“-Projekt im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön betreut, zeigt sich begeistert von der Anzahl der Insekten, die an sonnigen Tagen auf diesen Flächen flattern und kreuchen: „Die Streifen zeigen Wirkung.“

Unterfranken: Projekt „Brommi“ soll Artenvielfalt von Insekten fördern

Im Projekt „Brommi – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz“ soll in fünf deutschen Biosphärenreservaten in Zusammenarbeit mit Landnutzern untersucht werden, wie die Integration von Insektenlebensraum in die Bewirtschaftung gut und effizient gelingen kann. Ziel sei es, „dass Insektenreichtum wieder selbstverständlicher Teil der Landwirtschaft wird“, heißt es.

Auch der bayerische Teil des Biosphärenreservats Rhön gehört zum Anfang 2021 gestarteten Projekts. Im Fokus stehen in Unterfranken im Landkreis Rhön-Grabfeld die Orte Oberelsbach, Unterelsbach, Sondernau, Wollbach und Lebenhan sowie im Landkreis Bad Kissingen Poppenroth, Stralsbach und Schlimpfhof.

Aktuell engagieren sich insbesondere Biobauern in dem Projekt – unter ihnen Theo Heimgärtner aus Oberelsbach, so die Projektverantwortlichen. Er schwärmt von den „Insektenwolken“, die dank eines speziellen Mähwerks bei der Mahd unverletzt davonfliegen. Und Eberhard Räder aus Bastheim hat sich getraut, den wohl ersten Insektenwall in der Rhön zu pflügen. Insektenwälle sind rund 50 Zentimeter hohe und etwa drei Meter breite Wälle, die mit Horstgräsern und Blühmischungen eingesät werden.

Die Idee kommt aus England, wo die Wälle zur Förderung der Insektenvielfalt erprobt sind. Ebenso wie Eberhard Räder setzen Klaus Zimmer aus Wollbach und Cindy Pörtner aus Oberelsbach auf ihren Feldern eine Vielzahl von Maßnahmen um – unter anderem artenreiche sogenannte Untersaaten und Blühstreifen mit heimischem Arten wie Wiesen-Kümmel, Kornblume und Wiesen-Flockenblume.

Diese seien zwar unscheinbarer als solche mit mediterranen Arten und Kulturpflanzen wie Sonnenblumen, seien „jedoch für eine Vielzahl von Insekten immens wertvoll“. (Lesen Sie auch: „Ein Start zum perfekten Zeitpunkt“: Sternenparkwochen beginnen am 12. August)

Dr. Tobias Gerlach: „Um die Insektenvielfalt schützen zu können, brauchen wir alle Landwirte“

Um den Erfolg dieser Maßnahmen zu messen, haben sich die Projektverantwortlichen Unterstützung von Experten geholt, die die Entwicklung der Insektenzahlen auf den Flächen mit und ohne Maßnahmen beobachten. Auf Wiesen und Kleegrasflächen zählen sie Tagfalter und Heuschrecken – mit Keschern und einem Isolationsquadrat, einer nach unten offene Kiste, die mit einem weißen Tuch bespannt ist und auf das Feld gesetzt wird. Die ersten Ergebnisse werden im Herbst erwartet.

„Im nächsten Schritt wollen wir für das Projekt verstärkt auch die konventionelle Landwirtschaft gewinnen“, sagt Dr. Tobias Gerlach, der das Projekt als Partner aus der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats betreut. „Um die Insektenvielfalt wiederherstellen und schützen zu können, brauchen wir alle Landwirtinnen und Landwirte.“

Das Projekt wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt und dem Aktionsprogramm Insektenschutz gefördert. (nz)

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