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Zoff im Mottener Gemeinderat: Bürgermeisterin lehnt Rücktritt ab

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Katja Habersack
Seit zwei Jahren ist Katja Habersack Bürgermeisterin in Motten. Einen Rücktritt lehnt sie ab. (Archivfoto) © Norman Zellmer

Im unterfränkischen Motten, direkt hinter der Kreisgrenze des Landkreises Fulda, rumort es: Die dortige Wählergemeinschaft entzieht der parteilosen Bürgermeisterin Katja Habersack das Vertrauen – und fordert den sofortigen Rücktritt der 46-Jährigen. Die will jedoch im Amt bleiben.

Motten - Die jüngste Sitzung des Gemeinderats endete mit einem Paukenschlag: Die ehrenamtliche Zweite Bürgermeisterin Ute Becker, die der Wählergemeinschaft (WG) Motten (Unterfranken) angehört, verkündete kurz und knapp, dass ihre Fraktion Katja Habersack zum Rücktritt auffordert. Eine Begründung nannte sie nicht, verteilte allerdings hinterher eine lange Liste mit insgesamt zehn Kritikpunkten, die letztlich zu der Forderung geführt hätten.

Unterfranken: Zoff im Mottener Gemeinderat - Bürgermeisterin lehnt Rücktritt ab

Zoff gibt es demnach offenbar, weil es in der Gemeindeverwaltung zuletzt „auffallend viele Kündigungen“ gegeben habe und die Kommunikation zwischen Rathauschefin und Mitarbeitern gestört sei. Die Liste führt außerdem eine „unzureichende Umsetzung von Neubauprojekten“ sowie Konflikte mit Kirchenverwaltung, Pfarrer, Kindergartenleitung und Waldbeauftragten auf.

Detailliert will Ute Becker auf Anfrage der Fuldaer Zeitung jedoch nicht auf diese Konflikte eingehen, da es sich um „persönliche Angelegenheiten“ von Angestellten handele. Ein moderiertes „Gesprächsforum“ mit der Bürgermeisterin, dem gesamten Gemeinderat sowie der Verwaltung sei nicht zielführend gewesen, sagt Becker. Sie spricht nun von zerbrochenem Vertrauen.

Die erste Rücktrittsforderung hatte die Wählergemeinschaft Motten bereits im Oktober schriftlich an die Erste Bürgermeisterin geschickt. Habersack verweigerte ebenso schriftlich den Rücktritt. Nun entschloss sich, die Wählergemeinschaft das „zerrüttete Vertrauen“ zu Habersack in der Sitzung öffentlich zu machen.

Sie sei von der Forderung überrascht gewesen, berichtet Bürgermeisterin Habersack nun, die seit zwei Jahren Bürgermeisterin der Gemeinde ist, aber in Eichenzell-Lütter lebt. Bis zum Sommer dieses Jahres sei die Zusammenarbeit sehr gut gewesen: „Wir haben bei allen Themen konstruktiv miteinander gearbeitet und einiges auf den Weg bringen können.“ Doch dann kühlte sich das Verhältnis offenbar schnell ab. Habersack bestätigt, dass es vor allem wegen der „knappen Personaldecke“ und der Schwierigkeit, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Verwaltung zu gewinnen, immer wieder Konflikte gegeben habe.

Wählergemeinschaft Motten greift Katja Habersack an

Der Aufwand in der Verwaltung sei gestiegen, auch weil größere Projekte wie der Neubau des Kindergartens und die barrierefreie Erschließung des Josefsheims gestemmt werden mussten. Hinzu komme die große Herausforderung aufgrund der Digitalisierung. Eine Lösung, die sie propagiert habe, sei zum Beispiel, die Rahmenbedingungen für Mitarbeiter zu verändern und möglicherweise auch die Verwaltung neu zu strukturieren.

Habersack erklärt nun: „Mein Bestreben ist weiterhin, die Kommune zukunftssicher aufzustellen und die positive Entwicklung weiter voranzutreiben. Ich werde mein Bestes geben und trete nicht zurück.“ Die 46-Jährige, die bei der Bürgermeisterwahl vor zwei Jahren als alleinige Kandidatin 91 Prozent der Stimmen erhalten hatte, erklärt: „Ich spüre einen sehr starken Rückhalt in der Bevölkerung.“ Auch bei den weiteren im Gemeinderat vertretenen zwei Fraktionen, den Wählergemeinschaften Kothen und Speicherz, habe sie „das Gefühl“, dass beide weiterhin mit ihr zusammenarbeiten möchten.

Größte Fraktion mit acht der insgesamt zwölf Gemeinderäte ist allerdings die WG Motten. Habersack erwartet, dass diese bei künftigen Entscheidungen „keine Blockadehaltung“ einnehmen werde. Die Zweite Bürgermeisterin Ute Becker hingegen erklärt: „Das ist eine ganz, ganz schwierige Situation. Die Wählergemeinschaft Motten macht sich große Sorgen um die Handlungsfähigkeit der Gemeinde“. (von Stephanie Elm und Sabrina Mehler)

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