Dementsprechend wollen die Verantwortlichen den bisher eingeschlagenen Weg weitergehen – auch wenn er sich als lang und steinig erweisen sollte. Um das zu erklären, blickt der Stadtwerke-Chef zurück. 1969 als Hallenbad errichtet, wurde die „Sinnflut“ 1996 umfassend saniert und erweitert. Kleinere Sanierungen, unter anderem von Dach (2007) und Sauna, folgten.
Dennoch wussten die Verantwortlichen bei Stadt und Stadtwerken bereits Ende 2017, dass eine größere Erneuerung anstehe. Das belegten im Januar und Februar 2018 mehrere Gutachten über Technik, Statik und Betonbeschaffenheit. Man rechnete damals noch mit Kosten von um die sechs Millionen Euro. Ein europaweites Vergabeverfahren (VGV) für die Sanierung wurde angestoßen. Der Schock folgte im Februar 2019: Da wurden etwa 27 Millionen Euro Modernisierungskosten angesetzt. Ein „Ersatzneubau“ hätte demnach knapp 22 Millionen Euro gekostet (Abriss nicht inbegriffen).
Das laufende VGV-Verfahren zur Sanierung wurde gestoppt, um im Mai 2021 ein neues anzustoßen: diesmal für einen Neubau. Bestehen bleibe lediglich die 2011 modernisierte Sauna. Torsten Zwingmann sieht trotz der hohen Kosten weiter mehr Sinn, eine komplette Therme zu planen als ein schlichtes Hallenbad. Denn vom Freistaat Bayern ist Fördergeld aus zwei Töpfen zu erwarten. Laut dem Stadtwerke-Chef könnten diese Programme 50 bis 60 Prozent der förderfähigen Kosten des Neubaus abdecken. Der Rest wäre Eigenanteil der Kurstadt.
Jochen Vogel begründet die Orientierung hin zu einer großen Lösung auch mit Blick in die Zukunft: Was bleibe in Bad Brückenau noch, wenn man die „Sinnflut“ komplett schließe? Ohne Thermen-Teil verliere das Bad an Attraktivität – und viele Gäste. Vogel, Zwingmann und die Stadträte warten gespannt auf eine detaillierte Kostenberechnung, die noch im März, aber spätestens im April eintreffen soll. Sie, aber auch die Arbeit des „sehr guten Planerteams“ sowie die Ergebnisse je einer Befragung von 1200 Bad Brückenauern und des Gewerbes sollen im April zusammengetragen sein. „Dann wissen wir auch, wie hoch der Eigenanteil der Stadt ausfällt“, so Zwingmann.
Dieser Anteil dürfte entscheidend für das weitere Vorgehen werden. Denn der städtische Haushalt unterliegt seit Jahren den Beschränkungen der Stabilisierungshilfe. Der Bürgermeister muss sich mit der Kommunalaufsicht abstimmen, ob und in welcher Höhe Kredite für die Vorfinanzierung des Großprojekts aufgenommen werden können.
„Die Therme Sinnflut ist wahrscheinlich die größte Aufgabe, die die Stadt je zu stemmen hatte. Aber die Region braucht sie. Danach kommt nichts Vergleichbares mehr“, stellt Bürgermeister Vogel fest. Er baue darauf, dass alle Beteiligten an einem Strang zögen. Zwingmann plant den Abriss an der Sinnflut noch im Dezember 2023 oder Januar 2024. Bei gutem Bauablauf könnte die Therme Mitte 2026 wieder öffnen. Bis dahin bleibe viel zu tun. (von Steffen Standke)