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„Aktenzeichen XY“: Nach TV-Ausstrahlung gibt es erste Hinweise zum Mordfall Tado Loncar

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Der Mord an Tado Loncar aus dem Jahr 1991 wird in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ vorgestellt.
Der Fall Tado Loncar war am Donnerstagabend Thema bei der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“. Nach der Ausstrahlung gingen erste Hinweise zu dem Fall ein. © Polizei; Matthias Balk/dpa

Polizei und Staatsanwaltschaft suchen weiterhin Zeugen in einem Mordfall aus dem Jahr 1991. Nach der Ausstrahlung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ vom 12. Januar, in der der Fall vorgestellt wurde, sind erste Hinweise eingegangen.

Vogelsbergkreis - Auch 20 Jahre nach dem Mordfall an dem 61-Jährigen Tado Loncar suchen Beamte des Polizeipräsidiums Osthessen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Gießen (Hessen) nach Zeugen und Hinweisen aus der Bevölkerung auf den oder die Täter beziehungsweise Täterin.

Um neue Impulse für die Ermittlungsarbeit zu erhalten, stellte der Erste Kriminalhauptkommissar Horst Schäfer der Kriminalpolizei Alsfeld aus dem Vogelsberg den Fall am Mittwochabend, 12. Januar, in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ noch einmal ausführlich vor. Mit Erfolg, denn seit Ausstrahlung der Sendung erreichten die Polizei in Osthessen bereits Hinweise im zweistelligen Bereich.

„Für die ermittelnden Beamten ergeben sich nach derzeitigen Erkenntnissen hieraus einige neue Spuren und Ermittlungsansätze, die möglicherweise zur Klärung des Sachverhalts beitragen können und die Kriminalbeamtinnen und -beamten der Täterin oder dem Täter beziehungsweise den Tätern näherbringen“, schreibt die Polizei Osthessen am Morgen nach der Ausstrahlung in einer Mitteilung.

Aktenzeichen XY: Erste Hinweise im Fall Tado Loncar aus dem Vogelsberg

Doch wie gestaltete sich der Fall „Tado Loncar“ im Jahr 1991? Es ist die Zeit der Balkankriege. In diesem Zusammenhang ist Loncar bei einem Freund in Stockstadt (Bayern) zu Besuch, um seine Jahresrente von 2.500 D-Mark persönlich abzuholen. Am 6. Dezember will der ehemalige Maschinenbauer wieder mit dem Bus von Frankfurt am Main zurück in sein Heimatland nach Jugoslawien reisen.

Etwa eine Stunde vor Abfahrt kauft er sein Busticket und begibt sich mit einer grünen und einer schwarzen Tasche mit rosa Querstreifen in Richtung des Busbahnhofs. Doch der 61-Jährige steigt nie in den Bus ein.

In den frühen Morgenstunden des 7. Dezember, gegen 3.55 Uhr, findet ein Zeuge den bewusstlosen Mann stark unterkühlt auf einem circa 100 Kilometer von Frankfurt am Main entfernten und in Fahrtrichtung des Rhein-Main-Gebiets gelegenen Parkplatz an der A 5 im Bereich Gemünden auf.

Der 61-Jährige trägt keine Schuhe, die finden die Ersthelfer neben ihm. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass der bewusstlose Mann sein Schuhwerk verlor, als mindestens zwei Personen ihn zu seinem späteren Fundort trugen, dort ablegten und zurückließen. Trotz sofortiger medizinischer Hilfe verstirbt Tado Loncar noch am selben Tag in einem Krankenhaus.

Opfer betäubt und in der Kälte zurückgelassen

Eine anschließende Obduktion ergibt, dass der 61-Jährige unter dem Einfluss eines starken Beruhigungsmittels stand, welches die Unterkühlung verstärkte und in Kombination zum Tod des Mannes führte. „Von dem abgehobenen Geld des Verstorbenen sowie dessen mitgeführten Taschen und seiner Armbanduhr fehlt auch heute noch jede Spur“, erklärte Kriminalhauptkommissar Horst Schäfer am Mittwochabend in der Sendung.

Erst im Jahr 2014 ergibt sich eine neue Spur für die Ermittler: Eine Reihe von Raubstraftaten aus Bayern weist deutliche Parallelen zu dem fast 30 Jahre zurückliegenden Mordfall auf. Bisher gibt es jedoch keine Beweise, die den Verdacht erhärten.

Für Horst Schäfer und seine Kolleginnen und Kollegen stellt sich weiterhin die Frage: „Gibt es von 1991 bis 1995 Fälle im Rhein-Main-Gebiet, die seinerzeit fälschlicherweise als Suizid oder Unfall gewertet wurden? Möglicherweise aber auch Fälle, die der Polizei bis heute nicht bekannt sind - die nicht zur Anzeige gebracht wurden?“

Video: Aktenzeichen XY – Alle Fakten zur Sendung

Die Staatsanwaltschaft Gießen und die Polizei Osthessen ermitteln auch weiterhin wegen des Verdachts des Mordes. Gesucht werden Personen, die möglicherweise damals gesehen haben, wer Tado Loncar im Bereich des Busbahnhofes angesprochen hat oder ob und in welches Auto er gestiegen ist.

Hinweise können unter der Nummer (06641) 9710 oder per Mail an „rki-alsfeld.ppoh@polizei.hessen.de“ an die Polizei herangetragen werden. „In begründeten Fällen können diese Hinweise vertraulich behandelt werden“, erklärt die Polizei. Für Angaben, die zur Ermittlung und Ergreifung des beziehungsweise der Täter oder Täterinnen führen, wird vonseiten der Staatsanwaltschaft Gießen eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt.

Der an den Vogelsberg angrenzende Main-Kinzig-Kreis war des Öfteren mit ungelösten Kriminalfällen bei „Aktenzeichen XY“ zu sehen. Im März des vergangenen Jahres wurde mit einem Phantombild Hinweise zu einem Vergewaltiger gesucht. Zuvor war in der ZDF-Sendung über einen Einbruch in ein Juweliergeschäft in Hanau berichtet worden. (akh)

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