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AWO-Skandal provoziert im Vogelsberg acht Austritte

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Fotos: Krämer
Fotos: Krämer

Vogelsberg - Die AWO in Hessen ist in die Schlagzeilen geraten. Unverhältnismäßige Vergütungen für Zübeyde Feldmann, die bei der AWO beschäftigte Gattin des Frankfurter Oberbürgermeisters, und einen durch die AWO bezahlten DJ für die Hochzeit eines AWO-Mitarbeiters in Wiesbaden, sind zwei Fälle, die auch im Schlitzerland bitter aufstoßen.

„Das ist alles sehr antäuschend. Wir arbeiten alle ehrenamtlich im Ortsverein Schlitz; unsere Tätigkeit wird dadurch mit Füßen getreten“, berichtet Karl Happel, Vorsitzender des AWO-Ortsverein Schlitz. Im Dezember seien bereits fünf Austritte wegen des AWO-Skandals zu verzeichnen gewesen. Die Zahl der Mitglieder im AWO-Ortsverein Schlitz liegt bei 125. Damit ist der Ortsverband Schlitz der mitgliederstärkste im Vogelsbergkreis.

350 AWO-Mitglieder im Kreis

„Viele meinen halt, das ist ein Selbstbedienungsladen. So ist das aber nicht“, ärgert sich Happel. Vom Mitgliedsbeitrag der Mitglieder in den Ortsverbänden würden die Hälfte an den Landesverband abgeführt, darüber habe man kein Kontrolle. Allerdings seien seit der Bekanntwerdung des Skandals auch wieder vier neue Mitglieder in Schlitz hinzugekommen. Insgesamt liegt die Zahl der AWO-Mitglieder im Kreis bei etwa 350 in den vier Ortsverbänden Alsfeld, Lauterbach, Schlitz und Schotten. Insgesamt haben im Kreis aufgrund des Skandals acht Mitglieder dem Sozialverband den Rücken gekehrt.

Kreisverbands-Vorsitzende setzt auf lückenlose Aufklärung

Auch die Schlitzerin Heike Bohl, Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Vogelsberg, zeigt sich entsetzt: „Es ist ein sehr hoher Imageschaden für die AWO insgesamt entstanden. Ich bin fest überzeugt, dass die über 400 Kreisverbände der Arbeiterwohlfahrt bundesweit gute Arbeit leisten. Im Kreisverband der AWO im Vogelsbergkreis arbeiten wir ausschließlich ehrenamtlich. Wir engagieren uns für Senioren, für Menschen in persönlichen Notlagen und für Migranten.“

Bohl fügt an: „Wir sind tief betroffen über die Berichterstattung aus Frankfurt und Wiesbaden. Die im Raum stehenden Vorwürfe sind schwerwiegend. Das beweist auch die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft. Was in den Kreisverbänden in Frankfurt und Wiesbaden geschehen ist, muss lückenlos aufgeklärt werden. Es ist jetzt unsere gemeinsame Aufgabe, das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen.“

„Es tut in der Seele weh“

Die einzige Einrichtung des AWO-Bezirkverbandes Hessen-Süd im Vogelsberg ist das Sozialzentrum in Lauterbach. In der Kreisstadt spricht man von Betroffenheit. Der Imageschaden beschädige auch die Arbeit im täglichen Umgang mit den Bewohnern.

„Aber auch die Angehörigen der Bewohner sprechen uns an, wollen Aufklärung, die wir gar nicht leisten können, denn auch wir wissen eigentlich von dem „AWO-Skandal in Frankfurt und Wiesbaden“ nur aus den Medien. Es tut in der Seele weh, wenn man über 30 Jahre in der Einrichtung der AWO in Lauterbach tätig ist und seine Arbeit anständig gemacht hat“, erklärte Carola Strecker, die Leiterin des AWO-Sozialzentrums Lauterbachs.

„Das AWO-Sozialzentrum Lauterbach ist eine exzellente Einrichtung, die sich großer Beliebtheit und Zufriedenheit bei unseren Bewohnern und Bewohnerinnen erfreut“, betont AWO-Pressesprecher Swen Klingelhöfer. Nach seinen Aussagen ist der Bezirksverband Hessen-Süd auch schon tätig geworden. Es sei eine unabhängige Task-Force unter Leitung der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin gebildet worden, die alle Hinweise auf Defizite, Versäumnisse und Probleme prüft und bewerten solle. Sie werde dabei auch die Hinweise aus der Mitarbeiterschaft, aus Öffentlichkeit und Medien sowie aus staatlichen Stellen einbeziehen. / gkr, bg

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