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Nach angeblichem Corona-Fall am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium fallen auch neun weitere Kontrolltests negativ aus

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Das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Lauterbach. Eine Schüler dieser Schule hatte sich angeblich mit dem Corona-Virus infiziert.
Eine 18-jährige Schülerin des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Lauterbach war positiv auf das Corona-Virus getestet worden. © Alfred Hahner 

Im Vogelsbergkreis war dem Gesundheitsamt ein positiver Corona-Fall einer 18-jährige Schülerin des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Lauterbach gemeldet worden. Ein zweiter Test ergab, dass sowohl bei der jungen Frau als auch bei neun weiteren Personen falsch getestet worden war.

Update vom 16. Juni 2020: Einen Monat nachdem das zweite Testergebnis bei einer jungen Frau aus dem Vogelsberg, die zunächst positiv getestet worden war, negativ getestet wurde, teilte der Vogelsbergkreis am Dienstagnachmittag mit, dass es nun noch neun weitere Personen im Vogelsberg gibt, die falsch auf Corona getestet worden sind.

„Insgesamt gingen zehn solcher falsch-positiven Ergebnisse aus verschiedenen Laboren ein, die lediglich eine Screening-Untersuchung durchgeführt hatten“, heißt es in der Mitteilung vom Dienstag. Landrat Manfred Görig erklärt: „Das ist nicht länger hinzunehmen. Unser Gesundheitsamt lässt in solchen Fällen generell eine Bestätigungsuntersuchung durchführen.“

Quarantäne ohne wissenschaftlichen Grund?

„Solche Nachrichten führen bei den Betroffenen zu psychosozialen und möglicherweise auch zu finanziellen Problemen“, sagt Landrat Manfred Görig. Und Gesundheitsdezernent Dr. Jens Mischak ergänzt: „Es kann passieren, dass die Patienten ohne wissenschaftlichen Grund für 14 Tage in häusliche Quarantäne abgesondert werden.“

Auch Schul- und Kindergartenschließungen könnten solch falsch-positive Ergebnisse nach sich ziehen. Nicht zu vergessen die Kontaktpersonen der angeblich Infizierten, die sich ebenfalls in häusliche Quarantäne begeben müssen – ohne jegliche Grundlage.

Screeningtest und Bestätigungstest erforderlich

Das Problem sei bekannt – nicht nur im Vogelsberger Gesundheitsamt. Daher forderte Dr. Henrik Reygers vom Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises bereits Mitte Mai in einem Schreiben an Sozialminister Kai Klose landesweite Standards bei der Testung auf SARS-CoV-2, um der ungenauen Vorgehensweise einiger Labore entgegenzutreten.

Seit dem 2. Juni empfehle nun auch das Robert Koch-Institut, dass zwei Genabschnitte untersucht werden sollten. Zum positiven Nachweis seien der Screeningtest und der Bestätigungstest erforderlich. Auch die WHO-Leitlinie zur Labordiagnostik fordert positive Nachweise an mindestens zwei Stellen des SARS-CoV-2-Genoms.

Vogelsbergkreis fordert bundesweit einheitliches Vorgehen

Im Vogelsbergkreis werden diese Empfehlungen längst umgesetzt: „Wenn ein Labor nur den Screeningtest vornimmt und uns ein positives Ergebnis meldet, wird generell eine zweite Untersuchung in einem anderen Labor angeordnet“, erklärt Landrat Manfred Görig. „Nur so kommen wir zu verlässlichen Ergebnissen.“

Landrat Görig und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak plädieren für ein einheitliches Vorgehen. „Es kann nicht sein, dass in anderen Landkreisen die Ergebnisse des einfachen Tests akzeptiert werden, denn das Screening reicht für eine verlässliche Aussage nicht aus. Daher brauchen wir ein bundesweit einheitliches Vorgehen: Die Bestätigungsuntersuchung auf das zweite Gen muss analog der RKI-Vorgaben verpflichtend von allen Laboren vorgenommen werden.“

Update vom 17. Mai 2020: Da die 18-jährige Schülerin trotz positivem Testergebnis keinerlei Symptome aufgewiesen hatte, ordnete Dr. Henrik Reygers vom Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises eine weitere Testung auf Covid-19 an. Wie der Vogelsbergkreis am Sonntag in einer Pressemitteilung verkündete, fiel dieser zweite Test der Schülerin negativ aus.

Auch der Test des zweiten Falles, der dem Gesundheitsamt in dieser Woche gemeldet wurde, sei negativ gewesen. Damit gibt es seit zweieinhalb Wochen keine Neuinfektionen im Vogelsbergkreis und die Gesamtzahl der Infizierten muss auf 121 herunterkorrigiert werden.

Warum gab es unterschiedliche Testergebnisse?

Wie die Pressestelle des Vogelsbergkreises mitteilt, wird bei den Tests auf Covid-19 in den medizinischen Laboren die sogenannte PCR-Untersuchung zum direkten Nachweis des Virus bzw. der Erbsubstanz des Virus, angewendet. Diese Polymerase-Kettenreaktion (englisch polymerase chain reaction (PCR)) kann verschiedene Abschnitte der Virus-Erbsubstanz analysieren.

In der ersten Stufe wird beim Coronavirus das sogenannte „E-Gen“ nachgewiesen, das allerdings auch bei anderen „Betacoronaviren“ positiv ausfallen kann. Das E-Gen gilt als guter Screeningtest bei Coronaverdacht. Um den Verdacht zu erhärten, sollen Labore in der zweiten Stufe spezifischer auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2 testen, indem sie weitere Gen-Abschnitte untersuchen, die nur bei dem neuen Virus vorliegen.

In dem Fall der beiden Betroffenen aus dem Vogelsbergkreis, bei denen nun ein positives Ergebnis vorlag, war wohl lediglich eine Testung auf das E-Gen erfolgt. Daher veranlasste das Gesundheitsamt umgehend weitere spezifischere Tests - mit negativem Ergebnis.

Lesen Sie im Folgenden die ursprüngliche Meldung:

Vogelsbergkreis - Das Vogelsberger Gesundheitsamt steht in engem Kontakt zur Schulleitung. Die Mitarbeiter des Vogelsberger Gesundheitsamtes ermitteln derzeit die Kontaktpersonen der jungen Frau.

Das positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestete Mädchen zeigt nach Angaben des Vogelsbergkreises keinerlei Symptomatik und befindet sich in häuslicher Quarantäne.

„Dabei gehen wir streng nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts vor: Kontaktpersonen der Kategorie I werden ebenfalls abgesondert“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak.

Schulbetrieb soll Montag weitergehen

Die Schulleitung des AvH wird die Eltern informieren, dass der übrige Schulbetrieb ab Montag weiterläuft. Wie überall gilt es, die Hygieneregeln einzuhalten.

Mit dem neuen Fall erhöht sich die Gesamtzahl der Corona-Fälle auf 123.112 Vogelsberger sind genesen. Berücksichtigt man die fünf Todesfälle, bleiben 6 aktive Fälle.

sec

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