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Diskussion in Schlitz: Wird die Günthergasse Wohngebiet?

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Von: Bernd Götte

Das Café Hahn ist ein Symbol für den Leerstand in der Günthergasse.
Das Café Hahn ist ein Symbol für den Leerstand in der Günthergasse. © Bernd Götte

Der Haupt-, Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsausschuss der Stadtverordnetenversammlung hat sich am Donnerstagabend im Festsaal der Vorderburg getroffen. Wichtiges Thema war die Zukunft der Günthergasse.

Schlitz - Zu diesem Thema sprach der Planer Mathias Olschewski von der Gesellschaft für Stadtentwicklung + Städtebau Worms (GSW), die das Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Zentren“ in Schlitz schon seit geraumer Zeit betreut. Als höchst möglichen Förderungsbetrag für Investoren gab er 150 .000 Euro an.

Er sieht für die Ansiedlung von Gewerbe in der Günthergasse nur wenig Chancen. „Wenn etwas zehn Jahre leer steht, ist es nicht wahrscheinlich, dass sich noch jemand für die Gewerbeimmobilie interessiert“, sagte er. Deswegen sieht das Förderprogramm „Lebendige Zentren“ auch vor, die Umwandlung leerer Ladenflächen in Wohnraum zu subventionieren. (Lesen Sie hier: Gebrauchtes und Selbstgemachtes mit Herz: „Alte Liebe“-Lädchen hat in Schlitz eröffnet)

Diskussion in Schlitz: Wird die Günthergasse Wohngebiet?

Während alle anderen Mitglieder des Ausschusses dies plausibel fanden, opponierte der FDP-Vertreter Jürgen Laurinat. Er sprach von „aktiver Sterbehilfe“ für neue Gewerbebetriebe in der Günthergasse. Olschewski erwiderte, dass während der Bürgerbeteiligung die Schaffung von Wohnraum mehrheitlich begrüßt worden sei. „Manche Kommunen wären froh, die Schlafstadt von Frankfurt zu sein“, führte er als Argument an.

Und Laurinat hielt er entgegen: „Sie sind doch von einer liberalen Partei, lassen Sie die Bürger doch selbst entscheiden.“ Laurinat erwiderte: „Können sie ja machen, aber nicht mit Steuergeldern.“ Prof. Konrad Hillebrand fragte, wie hoch der Investitionsbedarf im Maximalfall für die etwa 15 infrage kommenden Liegenschaften in der Günthergasse sei. Dieser beträgt etwa zwei Millionen Euro, von denen ein Drittel die Stadt zuschießen müsse.

Es gibt auch die Möglichkeit, statt eines kompletten Umbaus nur einzelne Erneuerungen an Gebäuden zu fördern, und zwar bis zu einem Betrag von 19  .999 Euro. Damit könnten in dem Fördergebiet „Südliche Altstadt“ vor allem Außenfassaden saniert werden. Für dieses Programm gab es im HFWAA einhellige Zustimmung.

Diskussionsbedarf sah Dr. Jürgen Marxsen von der BLS bei dem Vorschlag, die Grundstücksvergabe zum Beispiel im Gewerbegebiet Hartershausen dem Magistrat zu übertragen. Er wollte, dass solche Entscheidungen von der Stadtverordnetenversammlung getroffen werden.

„Wenn etwas zehn Jahre leer steht, ist es nicht wahrscheinlich, dass sich noch jemand dafür interessiert“

Bürgermeister Heiko Siemon (CDU) hielt dem entgegen, dass es bei wirtschaftlichen Entscheidungen manchmal schnell gehen müsse, da mögliche Investoren sich meist nicht nur eine Gemeinde anguckten. Der Magistrat tagt wöchentlich, die Stadtverordnetenversammlung dagegen nur etwa alle sechs Wochen. Im Magistrat seien auch Vertreter aller in der Stadtverordnetenversammlung sitzenden Fraktionen beisammen.

Wenn jemand „Bauchschmerzen“ bei einer bestimmten Vergabe habe, könne er dies sagen; dann werde der Ältestenrat bestehend aus den Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament einberufen. So sei eine Einbindung der politischen Parteien in die Entscheidung über Bauplatzvergaben gewährleistet.

Im konkreten Fall Hartershausen sollen sich auf Vorschlag von Frank Döring (SPD) nur solche Betriebe ansiedeln, die auch Arbeitsplätze schaffen. Zudem sollen sie verpflichtet werden, innerhalb von drei Jahren zu bauen. Siemon sagte, bei der Festlegung der Quadratmeterpreise habe man sich an denen im Industriegebiet West in Fulda orientiert. Sie sollen für einen Bauplatz im Mischgebiet bei 58 Euro und im reinen Gewerbegebiet bei 48 Euro liegen.

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