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Mehr Licht für Kräuter am Boden - Fichten am Hoherodskopf gefällt

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die schwarze Teufelskralle
Offene Landschaften sind wichtige Lebensräume für heimische Pflanzen wie die schwarze Teufelskralle. © Vogelsbergkreis

Es ist lichter geworden am Breungeshainer Hang. Auf den Wiesen unterhalb des Hoherodskopfes fehlen einige Fichten. Diese wurden im Rahmen einer Pflegeschutzmaßnahme entfernt.

Vogelsbergkreis - Wie es in einer Pressemeldung des Landkreises heißt, handelt es sich bei der Entnahme der Fichten um eine Pflegemaßnahme der Wiesen und Weiden vor Ort. Die Pflegemaßnahme sei in Absprache mit der Stadt Schotten durch das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg durchgeführt worden.

Fichten im Vogelsbergkreis für Pflegeschutzmaßnahme gefällt

Es sind aber nicht alle Fichtenbäumen verschwunden. „Nur eine Handvoll der vereinzelt stehenden Nadelbäume wurde entfernt“, heißt es. Alle Laubbäume seien ebenfalls geblieben. Die Fichten am Breungeshainer Hang seien nie aktiv dort gepflanzt worden. „Die Samen sind durch den Wind und durch Tiere verbreitet worden und zufällig auf der Fläche gelandet und aufgekeimt.“

Der Hintergrund der Maßnahme ist der Schutz und die Pflege der wertvollen Offenlandbiotope wie Bergmähwiesen, Magerweiden und Zwergstrauchheiden. Diese „offenen“ also weitgehend gehölzfreien Landschaften sind wichtige Lebensräume für zahlreiche heimische Pflanzen und Tiere. Besonders aus naturschutzfachlicher Sicht seien sie von Wert, da immer sie immer seltener werdende Pflanzen beherbergen, teilt der Landkreis mit.

Beispiele für solche Pflanzen seien der violett blühende Waldstorchschnabel, die gelbe Trollbulume und die Schwarze Teufelskralle. Diese sind Vertreter der buntblühenden Bergmähwiesen. Auch unscheinbare Pflanzen wie das raue Borstgras der Weiden begleitet von zartblühendem Ehrenpreis, Kreuzblümchen und aromatischen Weidekräutern wie Thymian und Kleiner Pimpernelle gehören dazu.

Als Biotope bezeichnet man einen Lebensraum mit bestimmten typischen Pflanzenzusammensetzungen. Einige Biotope sind sehr häufig, andere eher selten und bestimmte sogar gesetzlich geschützt. Die Bergmähwiesen und artenreichen Borstgrasrasen zum Beispiel, die sich als typische Heuwiesen und Weidelandschaft über Jahrhunderte hinweg hier im Vogelsberg etabliert haben, sind zum Beispiel nach dem Bundesnaturschutzgesetz gesetzlich geschützt.

Ziel: Offenlandbiotope erhalten und aufwerten

In der Mitteilung des Vogelsbergkreises heißt es, dass sich am Breungeshainer Hang auf über 50 Hektar ein „ganzer Komplex verschiedenster seltener Offenlandbiotope“ findet. Ziel sei es, diese durch eine passende Nutzung mit Mahd und Schafweide langfristig zu erhalten und durch gezielte Maßnahmen aufzuwerten.

Die Pflege der Biotope wurde bereits im Pflege- und Enticklungsplan (PEPL) während der Planungsphase des Naturschutzgroßprojektes mit aufgenommen. Seit 2015 werden nach und nach diverse Maßnahmen zur Pflege umgesetzt. Die aktuelle Entnahme einzelner Fichten am Breungeshainer Hang ist eine davon.

Diese sei notwendig, da die ausladenden Fichten den niederwüchsigen Kräuter das Licht zum Wachsen nehmen. Zusätzlich lege sich die saure Nadelstreu wie eine Decke auf den Boden.

Das „Offenhalten“ der Landschaft lohne sich: „Auf nährstoffarmen, traditionell bewirtschafteten Wiesen und Weiden finden sich die artenreichsten Biotope ganz Europas“, wie der Landkreis berichtet. Das Ziel solle immer sein, ein vielfältiges und strukturreiches Landschaftsmosaik zu erhalten, dass Lebensraum für eine Fülle verschiedenster Arten bietet.

Zugunsten von Bergmähwiesen mussten bereits im vergangenen Jahr Fichten in der Rhön weichen. Es handelte sich dabei um eine Maßnahme des Life-Projektes, dessen Aufgabe es ist, artenreiche Bergmähwiesen wieder herzustellen und die Lebensräume für Wiesenbrüter zu verbessern. (jhz)

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