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Finanzamt Alsfeld-Lauterbach gibt 500 Vereinsvertretern Tipps zur Vereinssatzung

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Schlitz - Eine Vereinssatzung sollte vor der Verabschiedung mit dem Finanzamt abgestimmt werden. Das ist einer jener Tipps, die für manchen Vereinsfunktionär bei der Infoveranstaltung gemeinnützige Vereine und Steuern neu waren.

Seit zwölf Jahren sind die Mitarbeiter des Finanzministeriums und der Finanzämter regelmäßig unterwegs, um Vereine über die Zusammenhänge von Gemeinnützigkeit und Steuern aufzuklären – und um Berührungsängste abzubauen.

Der Konzertsaal der Landesmusikakademie in Schlitz war am Dienstagabend voll besetzt, als die Veranstaltungsreihe wieder einmal im Vogelsbergkreis Station machte. Claudia Riechert, Leiterin des Finanzamtes in Alsfeld, hob die Bedeutung der Vereine gerade in einem dünn besiedelten Flächenkreis hervor. "Sie ermöglichen es der Bevölkerung, ihre Freizeit sinnvoll vor Ort zu gestalten und tragen so zur Lebensqualität bei".

Staatssekretär Horst Westerfeld (CDU) hob die Verschiedenartigkeit der gemeinnützigen Vereine hervor – und das Engagement der Hessen: "Zwei Millionen von sechs Millionen Einwohnern sind in Vereinen aktiv, das ist weit über dem Schnitt in Deutschland."

Steuerbegünstigte Zwecke, Vermögensbindung, Vereinsauflösung und Rücklagen sind einige jener Begriffe, die Markus Exner, Sachbearbeiter Gemeinnützigkeitsrecht im Finanzministerium, seinem Publikum in einem gut einstündigen Vortrag näherbrachte. Dabei sparte er nicht mit Verweisen auf den "Steuerwegweiser für gemeinnützige Vereine und für Übungsleiter". Das Buch umfasst 168 Seiten mit Tipps, Anregungen und Mustern und liegt inzwischen in der 35. Auflage vor.

Noch konkreter wurde der Praxisbezug in den Ausführungen von Christine Nafziger, die für die Vereine zuständige Sachbearbeiterin am Alsfelder Finanzamt. Sie verdeutlichte an Beispielen, wo es in vielen Fällen klemmt, wenn Vereine ihre Steuererklärung einreichen. "Häufig fehlen bei den Tätigkeitsberichten die Protokolle der Versammlungen. Die Berichte sollen aufzeigen, was der Verein während des Jahres gemacht hat und ob die Geschäftsführung der Satzung entspricht."

Das allgemeine Informationsbedürfnis wurde durch die Vorträge offenbar gut gestillt. Jedenfalls gab es kaum Wortmeldungen am Mikrofon. Dafür wurde das Angebot, später im kleinen Kreis Fragen zu bestimmten Problemen zu stellen, in großem Ausmaß angenommen.

Für Sascha Spielberger, seit dem Jahr 2000 Rechner des Sportvereins Nieder-Moos, war es "wichtig, dass man etwas aus der Praxis mitbekommen hat und auch Formulare vorgestellt wurden. Wenn man weiß, was die Bearbeiterin mit den Angaben vorhat, kann man Missverständnisse vermeiden. Es geht ja auch um eine zügige Bearbeitung." Neu sei für ihn der Hinweis gewesen, dass man die Satzung vor der Beschlussfassung auch dem Finanzamt zeigen sollte. "Dadurch lassen sich handwerkliche Fehler vermeiden, die irgendwann Probleme bereiten", betont Spielberger, der sich ähnliche Veranstaltungen öfter und in kleinerem, regionalem Rahmen wünscht.

Aus verschiedenen Sichtweisen kennt Hans-Joachim Geßner die Problematik Gemeinnützigkeit. Er ist Steuerberater und unter anderem seit zwölf Jahren Vorsitzender des Schützenvereins Rimbach. Zudem steht er an der Spitze des Fördervereins Behinderter Sportschützen Deutschland. Er habe das Finanzamt über die Satzung schauen lassen, bevor diese beschlossen wurde. Ein wichtiges Thema sind für ihn die Spendenquittungen. Der Förderverein habe zum Beispiel mit Mitgliedern Vereinbarungen über die Höhe ihrer Beteiligung abgeschlossen: "Über die Beträge, die über den Jahresbeitrag von zwölf Euro hinausgehen, stellen wir Spendenquittungen aus – die verschicke ich immer mit der Weihnachtspost."

Seit drei Jahrzehnten ist Reinhard Helm Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Wallenrod, der vier Abteilungen umfasst. Er sieht sich durch die erhaltenen Informationen in seinem Handeln bestätigt, etwa was die frühzeitige Vorlage der überarbeiteten Satzung angeht. Eine Sache steht für Helm unumstößlich fest: ohne Steuerberater geht nichts bei einem Verein dieser Größenordnung. "Steuererklärung, Rücklagen und Tätigkeitsbericht müssen sauber und korrekt gemacht werden, um auf der sicheren Seite zu sein. Die Geschichte ist sehr umfangreich und detailliert", erläutert er, warum sein 399 Mitglieder zählender Verein einen Steuerberater einschaltet.

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