Der Job als Chef im Rathaus „an sich ist wie als Führungskraft in der Sparkasse: Dort ging es um die Kunden, hier um die Bürger. Und es geht um Prozesse.“ Als Bürgermeister werde er „für alles verantwortlich gemacht. Es wird schnell nach dem Staat oder der Stadt gerufen. Viele Angelegenheiten könnten die Betroffenen aber selbst regeln. Hier auf dem Land kennt ja jeder jeden.“
In der Verwaltung selbst habe er die internen Abläufe auf sich zugeschnitten. Wöchentlich treffe er sich mit den Fachbereichsleitern „jeweils mit einer festgelegten Tagesordnung. Dadurch bin ich nah am Fachbereich und umgekehrt, wenn es um Entscheidungen geht“. Es sei zudem angefangen worden, das „Rathaus intern zu digitalisieren“, etwa betreffe das alle Eingangsrechnungen.
Der Bürger werde das nach und nach stärker merken, wenn mehr Prozesse nach dem Onlinezugangsgesetz freigeschaltet würden. Siemon: „Als Chef bin ich Vorbild und muss vorne weggehen. Ich fordere selbstständiges Arbeiten. Froh bin ich, wenn sie fragen, aber meine Antwort eigentlich schon wissen“, verrät er mit einem Lächeln und ergänzt: „Ich muss aufpassen, dass ich nicht das Nadelöhr bin – alle Mitarbeiter haben ihre Kompetenz.“
Im politischen Bereich habe er „die Kommunikation mit den Fraktionsvorsitzenden verbessert“ und damit einen Kritikpunkt aus dem Wahlkampf aufgenommen: „Es kann jeder jederzeit zu mir kommen und bekommt eine Antwort. Was ich von mir aus berichte, bekomme ich nicht als Anfrage auf die nächste Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung. Ich habe offene Themen angestoßen und abgearbeitet. Manche sind noch offen, aber es wurden Prioritäten gesetzt.“
Ganz abgesehen von externen Herausforderungen wie Ukrainekrieg oder Flüchtlinge, die Siemon zusätzlich forderten, bestimmten sein erstes Jahr im Amt insbesondere teils kontrovers diskutierte Schlitzer Themen wie das Brauereigelände, der Ankauf des ehemaligen IGS-Geländes oder das Freibad – und damit zusammenhängend die Schieflage des städtischen Haushalts. Für diesen ist Siemon „vorsichtig optimistisch, dass er genehmigt wird“.