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Kosten für Sicherheit mehr als verdoppelt: Warum Heimatfeste immer teurer werden

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Von: Walter Kreuzer

Hochzeitszug des Trachten- und Volkstanzkreises
Der Hochzeitszug des Trachten- und Volkstanzkreises zählt zu den traditionellen Bestandteilen des Festzugs. Trotz einer Kostenexplosion soll das Heimat- und Trachtenfest in gewohnter Form stattfinden. (Archivfoto) © Walter Kreuzer

Der Heimat- und Trachtenfestverein (HTV) muss beim Trachtenfest in Schlitz vom 7. bis 10. Juli mit enormen Kostensteigerungen zurechtkommen. Am Umfang des Festes soll sich jedoch nichts ändern, betonen Vorsitzender Klaus Hohmeier und Geschäftsführer Oliver Rohde.

Schlitz - „Viele Schlitzerländer sind besorgt, das Fest würde nicht die gleiche Qualität wie 2019 haben“, fasst Rohde im Gespräch mit dem Schlitzer Boten entsprechende Rückmeldungen aus der Bevölkerung zusammen. Aber: „Das Trachtenfest im Vogelsberg wird im gleichen Umfang wie 2019 stattfinden. Wir werden nicht am Programm sparen.“

Trachtenfest in Schlitz: Kosten für Sicherheit steigen massiv

Das ist allerdings nur ein Aspekt. Die Kostenexplosion von 270.000 bis 280.000 Euro für die Trachtenfeste 2019 oder 2017 auf nun erwartete 340000 bis 350000 Euro lässt sich nicht wegdiskutieren. Daher gehen Rohde und Hohmeier mit einem detaillierten Vergleich der aktuell prognostizierten Kosten zu denen des bislang letzten Trachtenfestes 2017 an die Öffentlichkeit.

Den mit Abstand größten Posten haben sie mit „Infrastruktur“ überschrieben. Darunter sind jene Punkte zusammengefasst, die „für die Durchführung des Festivals zwingend erforderlich sind“. Neben den Bühnen sind das etwa Zelte, Toiletten sowie die Kosten für den Auf- und Abbau. Hohmeier: „Hier liegen wir ein gutes Drittel – 36 Prozent – über den Kosten von 2019.“ Statt 140.000 Euro schlagen hier nun 190.000 Euro zu Buche. In diesem Betrag eingerechnet sind auch zusätzliche Toiletten – als Reaktion auf Kritik, dass davon zu wenige im Festbezirk zur Verfügung gestanden hätten. Einsparungen, da sind sich die beiden HTV-Vertreter einig, „sind hier keine möglich“.

Der zweite große Batzen an Kosten ist die „Folklore“. Der Festzug, die Trachtengruppen, Kostüme, Musikgruppen oder Wagenbau sind hier beispielsweise zusammengefasst. Die Kosten steigen von 835.00 auf nun zu erwartende 92500 Euro – ein Plus von 10,75 Prozent. Dadurch, dass die Zahl der Trachtengruppen reduziert wurde, konnte der Anstieg in Grenzen gehalten werden. Die Absage der angefragten Gruppe aus Brasilien hat jedoch keinen Einfluss auf den anvisierten Kostenrahmen. „Ich stehe in Kontakt mit einer Gruppe aus Slowenien. Hier wird in den kommenden Wochen die Entscheidung fallen, ob es eine Zusage gibt“, sagt Klaus Hohmeier, der bereits auf der Suche nach Ersatz ist.

Gleich um 125 Prozent höher ist der Ansatz für den Bereich „Sicherheit“. Er steigt von 8300 auf 18.700 Euro. Hierunter fallen etwa die Umsetzung des Sicherheitskonzeptes, Versicherungen oder mobile Poller, die an den Einfallstraßen zur Innenstadt aufgestellt werden.

Schützenfest Fulda

Auch beim Schützenfest in Fulda (28. Juli bis 6. August) rechnet Heiner Distel, Generalunternehmer der Veranstaltung, in diesem Jahr mit deutlich höheren Kosten für den Bereich der Sicherheit. Die Kosten für das Sicherheitskonzept hätten sich seit 2019 um 30 Prozent erhöht.

Unter das Sicherheitskonzept fallen die Sanitätswache sowie der Sicherheitsdienst mit Wachen tagsüber und in der Nacht. Das Konzept sei über die Jahre gleich geblieben. Zu höheren Kosten führe auch die Erhöhung des Mindestlohns. Auch bei den Energiekosten, vor allem beim Strom, rechnet Distel mit deutlich höheren Kosten.

Von 20 Cent pro Kilowattstunde könnte der Preis auf bis zu einem Euro pro Kilowattstunde steigen, so Distel. Die hohen Kosten wolle man nicht auf die Besucher abwälzen. „Da bewegen wir uns jetzt schon an der Grenze“, sagt Distel. Die steigenden Kosten in den Sektoren Sicherheit und Energie würden vom Gewinn abgehen.

Schwerpunkt der Steigerung ist allerdings die „Einführung von professionellen Einlasskontrollen zur Unterstützung der ehrenamtlichen Hilfskräfte“, wie es Oliver Rohde formuliert. Diese sei „dringend notwendig“.

Auf dem Niveau von 2019 sollen die unter den Begriffen „Marketing“ und „Sonstige Ausgaben“ zusammengefassten Kosten bleiben. 40.000 Euro sind für Werbemittel, Anzeigenschaltung, Feuerwerk und zahlreiche kleinere Posten veranschlagt.

Um unter dem Strich ein Defizit – für das die Stadt eine Finanzgarantie abgegeben hat – möglichst gering zu halten, wird vom HTV an der Einnahmenseite gedreht. Standmieter etwa sollen mehr bezahlen und auch der Eintritt wird teurer werden. Was die genaue Höhe angeht, lassen sich Hohmeier und Rohde noch nicht in die Karten blicken. Spätestens im Vorfeld des im Mai beginnenden Vorverkaufs wird das der Fall sein.

Die letzte Erhöhung gab es 2017 auf seither 20 Euro für vier Tage Festival – pro Tag also weniger als eine Rückfahrkarte mit dem Bus von Schlitz nach Fulda. „Bei der letzten Erhöhung gab es einen Aufschrei. Wir haben aber wegen der Preiserhöhung nicht weniger Karten abgesetzt“, erinnert sich Klaus Hohmeier. Er gehörte damals dem HTV-Vorstand als Geschäftsführer an – und hofft, dass sich die damalige Erfahrung in diesem Sommer bestätigen wird.

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