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Großrazzia in Hessen: Sieben Personen festgenommen - auch Geldautomat in Lauterbach gesprengt

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ausgebrannter Pkw
Ein 23-jähriger Beschuldigter soll mit der Observation und mit der Blockade von Zufahrtsstraßen betraut gewesen sein, wobei angezündete PKW zum Einsatz kamen. © Polizei

In einer großangelegten Razzia konnten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und die Polizei insgesamt sieben Tatverdächtige festnehmen, die unter anderem für die Geldautomatensprengung in Lauterbach verantwortlich sind. Neben Sprengstoff fanden die Beamten Drogen und Bargeld.

Hessen - In einem gemeinsamen Ermittlungskomplex der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, des Hessischen Landeskriminalamts (LKA) und des Zollfahndungsamts Frankfurt (ZFA) erfolgten am Dienstag (13. Dezember) mehrere Festnahmen und Durchsuchungen, wie die Behörden am Mittwoch berichten.

Die Personen werden demnach wegen des versuchten Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, des versuchten schweren Bandendiebstahls, der schweren Brandstiftung und des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verdächtigt.

Hessen: Sprengstoff und Drogen sichergestellt - sieben Personen festgenommen

Den Ermittlern zufolge sollen die sieben festgenommenen Personen allesamt Angehörige einer Tätergruppierung aus dem Rhein-Main-Gebiet sein, die sich auf die Sprengung von Geldautomaten und das Handeln mit Betäubungsmitteln spezialisiert hat. Sie sind zwischen 22 und 33 Jahre alt.

Drei Beschuldigten wird vorgeworfen, gemeinsam mit weiteren, bereits inhaftierten Tatverdächtigen, an den versuchten Sprengungen von Geldautomaten in Obertshausen und Offenbach am Main am 5. Januar 2021 sowie in Lauterbach am 25. Februar 2021 beteiligt gewesen zu sein. Dabei sollen die Beschuldigten jeweils unterschiedliche Tatbeiträge erbracht haben.

„Ein 33-jähriger Beschuldigter soll in erster Linie für die Planung und Koordination der zeitgleich in Obertshausen und Offenbach am Main durchgeführten Sprengungen zuständig gewesen sein. Ein 23-jähriger Beschuldigter soll mit der Observation und mit der Blockade von Zufahrtsstraßen betraut gewesen sein, wobei angezündete Pkws zum Einsatz kamen“, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft.

Eine 28-jährige Beschuldigte soll zwei hochmotorisierte Fahrzeuge, die bei den Tatausführungen zum Einsatz kamen, und ein Hotelzimmer sowie eine Ferienwohnung, die zum Auskunftschaften des Tatorts in Lauterbach diente, angemietet haben. Weitere Mitglieder der Gruppierung wurden wegen ihrer Beteiligung an der versuchten Geldautomatensprengung in Lauterbach bereits durch das Landgericht Gießen zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.

Automatensprengungen

Im Jahr 2021 ist die Anzahl der Geldautomatensprengungen in Hessen gestiegen. Es wurden 56 Geldautomatensprengungen statistisch erfasst, in jedenfalls 27 Fällen konnten Täter an das Bargeld in den Automaten gelangen.

Demgegenüber wurden im Jahr 2020 30 Fälle festgestellt, wobei es in 24 Fällen bei einem Versuch blieb. Die Sprengungen von Geldautomaten haben in Hessen im Jahr 2021 zu einem Sachschaden von insgesamt ca. 2,6 Mio. Euro geführt.

Die Täter entwendeten aus den gesprengten Geldautomaten Bargeld in Höhe von über 2,5 Mio. Euro. Im Jahr 2022 ist die Tendenz in Hessen wieder rückläufig. Aktuell kam es in Hessen bislang zu 38 Sprengungen von Geldautomaten.

Mehreren Beschuldigten derselben mutmaßlich kriminellen Organisation, von denen vier am Dienstag (13. Dezember) festgenommen werden konnten, wird zudem vorgeworfen, in den Jahren 2020 und 2021 arbeitsteilig mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, insbesondere Kokain, Heroin, Amphetamin, Haschisch und Marihuana, Handel getrieben zu haben.

Dabei sollen zum Teil Betäubungsmittel und Grundstoffe zur Herstellung von Amphetamin aus dem Ausland eingeführt worden sein. Nach der Auswertung von Kryptochats sollen die Beschuldigten im Zeitraum eines Jahres mehrere hundert Kilogramm Betäubungsmittel umgesetzt haben. Davon soll ein erheblicher Teil durch einzelne Tatverdächtige in Offenbach am Main selbst hergestellt worden sein.

Festnahmen in Hessen: Sieben Personen in Untersuchungshaft

Zwei der festgenommenen Personen sollen zudem in der Nacht vom 1. Januar 2020 auf den 2. Januar 2020 einen Brandanschlag auf den Gewerbebetrieb der Familie eines ehemaligen Angehörigen der mutmaßlich kriminellen Organisation im Main-Taunus-Kreis verübt haben. Der Tat soll ein Zerwürfnis innerhalb der Führungsstruktur der Organisation vorausgegangen sein.

Im Rahmen der Ausführung dieser Tat soll ein 20-jähriger Beschuldigter auf Anweisung eines 23-jährigen Beschuldigten einen zuvor präparierten Molotov-Cocktail durch die Scheibe des im Erdgeschoss befindlichen Betriebs geworfen haben, wodurch Inventar und Mobiliar in Brand gerieten. An dem Gebäude, in dessen Obergeschoss sich eine Wohnung befand, entstand ein Schaden von ca. 50.000 Euro.

Laut Staatsanwaltschaft wurden sechs Beschuldigte im Anschluss an ihre Festnahme bereits den Haftrichtern bei den Amtsgerichten Offenbach am Main und Darmstadt vorgeführt. Die Untersuchungshaft wurde angeordnet. Die Vorführung des siebten Beschuldigten vor den Haftrichter wird am Mittwoch (14. Dezember) erfolgen.

Im Rahmen von Durchsuchungsmaßnahmen in Offenbach am Main und im Landkreis Darmstadt-Dieburg, die begleitend zu den Festnahmen durchgeführt wurden, konnten Mobiltelefone und Laptops, diverse Unterlagen, Betäubungsmittel (Haschisch), eine Geldzählmaschine, ein nicht zugelassener Böller sowie 15 Stangen unversteuerte Zigaretten sichergestellt werden.

An den Maßnahmen waren rund 140 Beamte des LKA, des ZFA, des Polizeipräsidiums Südosthessen, der Bereitschaftspolizei sowie Spezialeinsatzkräfte beteiligt.

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