Wie schützt man Nutztiere? Experten geben Infos zum Thema Wolf

Rund 80 Weidetierhalter aus dem Vogelsbergkreis waren der Einladung zu einer Informationsveranstaltung des Amtes für Wirtschaft und den ländlichen Raum gefolgt, um sich über das Thema „Wolf“ zu informieren.
Vogelsbergkreis - Im Mittelpunkt der vierstündigen Veranstaltung stand vor allem der Schutz der Nutztiere vor dem Wolf, heißt es in einer Pressemitteilung. Während einer praktischen Vorführung auf dem Parkplatz „An der Bleiche“ in Lauterbach stellte Timo Bleifuß, Mitarbeiter einer Fachfirma, Weidetierzäune und Geräte sowie Zaunüberwachungssysteme und die richtige Erdung der Weidezaungeräte vor, um Herden bestmöglich vor Übergriffen durch Wölfe schützen zu können.
Infoveranstaltung im Vogelsbergkreis zum Thema Wolf
Im Anschluss an die Vorführung gab die hessische Wolfbeauftragte Susanne Jokisch vom Wolfszentrum Hessen im Posthotel Johannesberg einen Überblick über Situation des Wolfes in Hessen und stellte die vielfältige Arbeit des Zentrums vor. Alle gemeldeten Hinweise würden zentral beim Wolfszentrum gesammelt, ausgewertet und verifiziert. Erst vor Kurzem wurde ein Wolf in Schlüchtern und in Bad Orb fotografiert.
Bei der Infoveranstaltung ging es im Anschluss damit weiter, dass Martin Steffens vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen die fachlichen Voraussetzungen für die Installation von elektrischen Weidezäunen erläuterte, um Wölfe von Nutztieren fern zu halten. Es ging außerdem darum, welche Eigenschaften Elektro-/Festzäune in Hessen als Grundschutz aufweisen sollten.
Steffens führte weiter aus, dass Schafe und Ziegen stärker durch Wolfsübergriffe gefährdet seien als beispielsweise Rinder und Pferden.
Einen Vortrag zum Thema „Fördermöglichkeiten beim Herdenschutz in Hessen“ hielt Valerie Kihm vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Seit Oktober 2021 haben Weidetierbesitzer die Möglichkeit, eine Förderung der Ausgaben für den Herdenschutz zu beantragen. Anspruch auf diese Förderungen hätten Antragssteller, deren Tiere als gefährdet eingestuft werden, weil es beispielsweise bereits einen Wolfsriss innerhalb der Herde oder in der Nähe gegeben hat, oder weil die Weide innerhalb eines Wolfspräventionsgebiet liegt.

Joachim Schönfeld, Mitarbeiter des Sachgebiets Landschaftspflege im Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum des Vogelsbergkreises, erläuterte anschließend weitere Fördermöglichkeiten für den Herdenschutz und gab Tipps für Weidetierhalter, wie beispielsweise ein Weidetagebuch zu führen, um zu belegen welche Flächen mit welcher Anzahl an Tieren beweidet wurde. Weitere Informationen gibt es auf der Internet-Seite des Vogelsbergkreises unter „Weidetierschutz Vogelsbergkreis“.
Zum Schluss erklärte Steffen Wilhelmi vom Regierungspräsidium Gießen, wie genau das Procedere bei einem bestätigten Nutztierriss aussieht.
Wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind, wie beispielsweise, dass der Wolf als Verursacher mit hinreichender Sicherheit festgestellt wurde, dass Melde- und Kennzeichnungspflichten von den Besitzern sowie bei Schaf- und Ziegenhaltungen der Grundschutz eingehalten wurde, könnte ein Antrag auf Schadensausgleich beim Regierungspräsidium Gießen eingereicht werden. „Ganz wichtig ist, dass ein Riss unverzüglich bei der Wolfshotline unter 0641/20009522 gemeldet wird, damit ein Wolfsberater die Beprobung durchführen und so im Falle eines bestätigten Wolfsrisses schnellstmöglich ein Schadensaufgleich erfolgen kann“, führte Wilhelmi weiter aus.
Zum Schluss hob Ronny Mohr, kommissarischer Leiter des Amtes für Wirtschaft und den ländlichen Raum im Vogelsberg hervor, dass ein Nebeneinander von Menschen, Wolf und Weidetieren möglich sein muss. Die Herausforderung sei, einen Dialog auf Augenhöhe zu führen, denn nur so können die Aufgaben im Natur– und Artenschutz und in der Kulturlandpflege mit einer Weidetierhaltung weiterhin gesichert werden. (jhz)