Lampenfieber trotz Erfahrung
Schlitz - "Es ist ganz klar der Marktplatz mit seiner traumhaft schönen Kulisse" antwortet der Schlitzer Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer (61) ganz spontan auf die Frage, welches sein Lieblingsplatz ist, wenn alle zwei Jahre das Trachtenfest gefeiert wird.
Wenn er die diesjährige Vier-Tage-Veranstaltung am Freitag, 12. Juli, in dem von Fachwerkhäusern umrahmten Platz mit dem Bornschorsch-Brunnen in der Mitte eröffnen wird, dann hat Schäfer immer noch Schmetterlinge im Bauch. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass es für den im April 1995 in das Bürgermeisteramt eingeführten Schäfer die zehnte Eröffnungszeremonie sein wird.
"Beim Fassbieranstich, der ja der Eröffnung vorausgeht, kann man ja nicht viel falsch machen, aber am Abend will man das Fest auf dem vollbesetzten Marktplatz ja gebührend eröffnen und auch die richtigen Worte finden", sagt der 61-Jährige.
Doch es gibt auch noch andere Orte, mit denen der Rathauschef schöne Trachtenfest-stunden verbindet. Und so führt er seinen Besucher über die idyllischen Gässchen von seinem Büro aus zum kaum einhundert Meter entfernten Hinterturm. Und nach der Aufzug-Fahrt zum Aussichtsrondell sagt er: "Mindestens einmal während eines Trachtenfestes bin ich auch hier oben, um mir das bunte Treiben einmal aus dieser Perspektive anzuschauen." Einen festen Termin plant er sich für diesenAbstecher nicht ein. "Gerade so, wie es der Terminplan zulässt", sagt Schäfer.
Auf dem steht auf alle Fälle am Donnerstagabend, also noch vor der offiziellen Festeröffnung, der alte Schulhof der Dieffenbachschule. "Dann trudeln dort so langsam unsere Gäste ein, Leute, wie unsere ungarischen Freunde, die man sehr gerne wiedersieht. Manchmal wird der Abend auch sehr lang", plaudert Schäfer aus seiner langjährigen Veranstaltungserfahrung. Und dann erzählt er von einem katholischen Priester aus Rumänien, der einmal keine Minute des Trachtenfestes ausgelassen habe, von der Idee eines Schlachtfestes, das abwechselnd in Ungarn, Rumänien, der Vojvodina/Serbien und dem Schlitzerland seit 2009 in die Tat umgesetzt wird.
Beim Schlendern durch die historische Altstadt sagt Schäfer: "Man könnte es fast als Blaue Stunde bezeichnen, wenn am Montag das Fest charmant ausklingt, wir Schlitzerländer mit unseren Gästen gemütlich zusammenfeiern. Allerdings muss man sich den Tag gut einteilen, dass man um 25 Uhr noch ordentlich auf dem Marktplatz steht", verrät der Bürgermeister.
Wie er einmal das Trachtenfest erleben wird, wenn er nicht mehr als Rathauschef in vorderster Linie steht? "Ich empfinde das Fest nicht als Last, es macht vielmehr Spaß, an der Gestaltung mitwirken zu können", sagt Schäfer und ergänzt: "Wenn die Gesundheit mitspielt, dann werde ich nach meiner Pensionierung in die Rolle des Zuschauers schlüpfen – und auch die genießen."