Wie Hakki Orhan vom städtischen Bauamt erläuterte, habe man das Ziel, den jährlichen elektrischen Energiebedarf zu reduzieren und damit auch die Zukunft der Anlage zu gewährleisten. Die Kläranlage Lauterbach habe im Jahr 2015 einen elektrischen Energiebedarf von rund 800 000 Kilowattstunden pro Jahr gehabt.
Als Einzelmaßnahme sei in 2017 bereits eine Photovoltaikanlage auf dem Gelände installiert worden, die seitdem jährlich rund 95.000 Kilowattstunden für den Eigenverbrauch der Anlage produziere. Weitere Flächen auf dem Dach des neuen Betriebsgebäudes seien im Rahmen des Projekts errichtet worden, um die Eigenproduktion weiter zu steigern.
Ein wesentlicher Baustein zur weiteren Energieeinsparung sei der Bau der anaeroben Schlammstabilisierung (Faulung), die aus dem täglich anfallenden Klärschlamm der Kläranlage, energiereiches Klärgas produziert, dass dann in einem Blockheizkraftwerk auf der Kläranlage in Strom und Wärme umgewandelt wird. So könnten etwa durch den Betrieb der Faulung rund 300.000 Kilowattstunden pro Jahr produziert werden. (Lesen Sie auch: Brand in Kläranlage verursacht Schaden von 100.000 Euro)
Um das Energiepotential zu steigern, sei geplant, neben den eigenen Schlämmen der Kläranlage auch die Klärschlämme aus den umliegenden Gemeinden aufzunehmen. Aktuell würden bereits Klärschlämme aus Hosenfeld, Herbstein, Schwalmtal und Fuldatal verwertet. Diese erhöhte Auslastung steigere auch die Wirtschaftlichkeit des Umbaus.
Neben dem positiven Effekt einer deutlichen Steigerung der eigenen Strom- und Wärmeproduktion aus Abfallprodukten der Kläranlage, werde gleichermaßen die energetisch aufwendige ATS-Anlage (Aerob Thermophile Schlammstabilisierung) außer Betrieb gesetzt und für betriebliche Zwecke umgenutzt.
Durch die Stilllegung der ATS-Anlage könnten jährlich rund 170 000 Kilowattstunden elektrischer Energie eingespart werden. Weiter Maßnahmen würden zur Effizienzsteigerung umgesetzt. So werde im Auslauf der Kläranlage ein Wasserrad installiert, das nochmals rund 25 000 Kilowattstunden Strom produzieren solle. Sind alle Maßnahmen umgesetzt, soll die Kläranlage mehr Energie produzieren als verbrauchen.
Sämtliche Maßnahmen waren im Rahmen eines Förderantrags im Jahr 2016 beim Umweltministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit eingereicht worden und erst ein Jahr später im Jahr 2017 genehmigt worden. Unter dem Titel „Kommunale Klimaschutz Modellprojekte“ förderte das Ministerium Projekte mit modellhaften, investivem Charakter.
So flossen für die Lauterbacher Kläranlage 1.703.800 Euro, was bei den Gesamtkosten von 3,4 Millionen Euro einer Quote von 60 Prozent entspricht. 2,9 Millionen Euro entfielen dabei auf die Faulung und rund 600.000 Euro auf die Aufstockung und Sanierung des Betriebsgeländes.