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Lauterbachs Handel hat zu kämpfen – zuletzt viele Schließungen

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

In den vergangenen Monaten haben unter anderem das Schuhhaus Dahmer (links) und das Spielwarengeschäft Spielzeugkiste geschlossen. / Fotos: Volker Nies
In den vergangenen Monaten haben unter anderem das Schuhhaus Dahmer (links) und das Spielwarengeschäft Spielzeugkiste geschlossen. / Fotos: Volker Nies

Lauterbach - In vielen Innenstädten müssen Geschäfte ums Überleben kämpfen – auch weil Umsatz ins Internet abwandert. In Lauterbach ist die Lage für den Handel aber offenbar besonders schwierig. Hier haben in den vergangenen Monaten ungewöhnlich viele Läden geschlossen.

Von unserem Redaktionsmitglied Volker Nies

Geschäfte, die es seit Jahrzehnten gab, haben in den vergangenen Monaten aufgegeben: das Schuhhaus Dahmer und die Spielzeugkiste als einziges Spielzeuggeschäft der Stadt, das Sanitätshaus Sitzmann und das A&O-Reisebüro, das Blumengeschäft Andert und Uhren Mehring, der Reifenhändler Vergölst und Autoteile Ruhl.

Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller (CDU) sieht die Entwicklung mit Sorge: „Die Menschen stimmen mit der Geldbörse ab. Weil sie glauben, ein paar Euro zu sparen, kaufen viele im Internet und nicht beim Fachhändler vor Ort. Diesen gesellschaftlichen Trend kann ein Händler nicht drehen – auch eine Stadt kann das nicht.“

„Nachfolgegeneration will sich 70-Stunden-Woche nicht mehr antun“

Grund einiger Leerstände seien aber auch anstehende Generationswechsel gewesen, so Vollmöller: „Die Nachfolgegeneration will sich die 70-Stunden-Woche im Laden, die für ihre Eltern selbstverständlich war, nicht mehr antun.“

„Abfluss von Kaufkraft nach Fulda“

Der Rathauschef beobachtet zudem einen Abfluss von Kaufkraft nach Fulda – so es wie in vielen Mittelzentren Kunden in das nächste Oberzentrum ziehe, weil dort eine größere Auswahl bestehe. Dennoch gebe es in Lauterbach weiter viele inhabergeführte Geschäfte, die oft Angebote hätten, die in der Region einzigartig seien. Positiv stimme ihn, dass Stadt und Handel im engen Austausch stünden und es so oft gelinge, für leere Geschäfte eine Folgenutzung zu finden.

Wettbewerbsdruck durch Online-Handel

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg sieht einen Trend: „Generell ist es in den vergangenen Jahren zunehmend schwerer für den stationären Einzelhandel geworden. Ein Grund dafür ist der Wettbewerbsdruck durch den Online-Handel. Vermehrt reagieren Geschäfte darauf, indem sie die Waren sowohl im stationären Handel als auch im Internet anbieten“, sagt Dr. Frank Wendzinski, Leiter des Regionalauschusses Vogelsberg.

Städte könnten das Umfeld für Geschäfte verbessern, etwa mit günstigen Parkplätzen in Ladennähe, einem guten Busangebot sowie niedrigen städtischen Abgaben. Einige Kommunen unterstützten Geschäfte mit EU-Mitteln. Gerade die Nachfolge bei inhabergeführten Läden werde schwieriger, sagt Wendzinski.

Häufig müsse ein Nachfolger bei der Übernahme der Immobilie Pacht oder Erwerbskosten zahlen. Das belaste die Wirtschaftlichkeit eines Ladens erheblich. Zudem sei im ländlichen Raum die Zahl potentieller Nachfolger geringer als in größeren Städten.

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