Bäder kosten nur Geld? Gutachten zeigt: Hallenbad Aquariohm in Mücke ist „wirtschaftlicher Mehrwert“

Hallenbäder sind immer defizitär und kosten nur Geld. Dass es anders geht und die Kommunen trotz nicht unerheblicher Zuschüsse einen „wirtschaftlichen Mehrwert“ für sich verbuchen können, zeigt ein Beispiel aus dem Vogelsberg.
Mücke - Zwischen Ulrichstein und Homberg (Ohm) befindet sich in der Gemeinde Mücke das Aquariohm, ein Hallenbad mit Saunalandschaft, Naturteich und Liegewiese. Die Bürgergenossenschaft Hallenbad Mücke, die das Aquariohm betreibt, hat ein Gutachten in Auftrag gegeben. Es kommt zu dem Ergebnis, dass den Zuschüssen der Kommune „ein erheblicher wirtschaftlicher Mehrwert“ gegenüber steht, welcher der Gemeinde mittelbar zufließt.
In seiner „Analyse des ökonomischen Fußabdrucks und des qualitativen Mehrwerts des Aquariohms“ geht das Essener Institut PCG-Project Consult GmbH derzeit von einem Einkommenseffekt in Höhe von knapp 250.000 Euro in der Gemeinde aus. Eine mögliche Erweiterung des Bades könnte diesen um mehr als 40.000 Euro erhöhen.
Mücke: Hallenbad Aquariohm als „wirtschaftlicher Mehrwert“ - Gutachten von Essener Institut
Der Einkommenseffekt beschreibt die Summe, die durch Konsum und Investition in der Region wirksam wird. Berechnet wurde diese Zahl anhand des regionalen Multiplikators nach Keynes, zugrunde gelegt wurden dafür sowohl Bilanzzahlen des Aquariohms als auch Kennzahlen des Bundesamtes für Bau-, Stadt- und Raumforschung für die Region Mittelhessen.
Als eine weitere signifikante Zahl in dem Gutachten wurde der regionale Beschäftigungseffekt genannt: Zusätzlich zu den derzeit 55 Arbeitsplätzen entstehen in der Region knapp drei Stellen durch die Nachfrage, die ein Besuch im Bad auslöst. Eine Erweiterung des Bades würde diese Zahl langfristig um 0,5 Stellen erhöhen, meinen die Gutachter. Hinzu gesellt sich laut Gutachten der qualitative Mehrwert. Sogenannte weiche Faktoren erhielten bei rein numerischen Betrachtungen keinerlei Aufmerksamkeit, heißt es in der Analyse, mit Sicherheit jedoch könne man beim Aquariohm vier bedeutende Faktoren ausmachen: Zum einen seien Bad und Sauna „ein Leuchtturmprojekt in der Region“ mit „Strahlkraft für Bewohner und Besucher“. (Lesen Sie hier: Schlitzer Trachtenfest abgesagt - Vorstand hofft auf „fröhliches und Corona-freies Fest 2023“).
Bad und Sauna als Leuchtturmprojekt in der Region mit Strahlkraft für Bewohner und Besucher
Das Bad stelle eine maßgebliche touristische Komponente dar. Als zweiten Punkt nennt das Institut die Rolle des Aquariohms als privater und öffentlicher Veranstaltungsort sowohl drinnen als auch draußen. Für das kulturelle Leben insbesondere in Mücke seien die Räumlichkeiten von großer Bedeutung.
Als dritten „weichen Faktor“ schlage die Rolle des Aquariohms als Ausbildungsbetrieb zu Buche. Bisher konnten ein Meister und drei Auszubildende ihre Aus- und Weiterbildung abschließen. Darüber hinaus sei die Rolle als Begegnungsmöglichkeit für Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, mit und ohne Behinderung, jung und alt, ein wichtiger Bestandteil des sozialen Miteinanders. Hinzu kommt die Betreuung für Kinder, die Ferienspiele, das Schulschwimmen und die Ausbildung innerhalb der Wasserwacht.
Thorsten Reichel: Wir hoffen, dass diese Einschätzungen auch die Kommune überzeugen
„Wir sind eines der ersten Bäder in Deutschland, die sich einer solchen Beurteilung gestellt haben“, so Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Thorsten Reichel, „nun hoffen wir, dass diese Einschätzungen auch die Kommune überzeugen.“ Burkhard Köhl, Vorstandsvorsitzender der Bürgergenossenschaft, ergänzt: „Der Ausbau des Bades ist für uns nur ein Teil der Zukunftspläne.“ Neben einer deutlichen Aufwertung der Anlage planen die Mitwirkenden eine breitere Einbindung des Aquariohms in die touristische Landschaft der Region: „Wir wollen das Aquariohm als attraktive Anlaufstelle am R6-R7-Radweg bewerben und könnten uns vorstellen, dass sich direkt an unser Areal ein Wohnmobilstellplatz anschließt. (ag)