Dafür begab sich das Landesjugendsinfonieorchester im Weiteren in buchstäblich unbekannte Gewässer, denn wem sind schon die Namen Édouard Dupuy oder Anatolij Ljadow geläufig? Ist das Mozart?, fragte sich wohl mancher bei Dupuys Fagott-Konzert c-Moll und lag dabei nicht ganz falsch, war der Schweizer Dupuy doch ein Zeitgenosse Mozarts und ließ sich von dem großen Österreicher offenkundig beeinflussen. Dabei brachten die Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters einen wahren Schatz an das Tageslicht. Es ist wohl dem Dirigenten Simon Gaudenz zu verdanken, dass dieses zu Unrecht kaum bekannte Stück wieder zur Aufführung kam.
Gaudenz, derzeit Generalmusikdirektor der Jenaer Philharmonie, hatte die Stücke mit den rund 80 Nachwuchstalenten eingeübt, die dann entsprechende musikalische Überraschungen kredenzten. Bedrohlich hebt das Stück an, doch mit dem Einsatz des Fagotts gewinnt es an Lieblichkeit und Charme. Dabei hat es der formidable Solist Theo Plath mit seinem Fagott nicht einfach, gegen den konzentrierten, aber auch robusten Klangkörper des Jugendsinfonieorchesters zu bestehen. Plath gelang es: Sein Fagottspiel flutete mit wahren Klangkaskaden den Saal und machte die verspielte, lustige Seite des Wassers deutlich.
Verspielt und lustig war auch seine Zugabe. Als Plath den Namen Arthur Hornegger nannte, gab es einige Ahs und Ohs im Publikum, denn mit dem Stück eines Vertreters der Neuen Musik hatte man nach der virtuosen Klassik nicht gerechnet. Das fast frivole Fagottsolo hatte die Lacher auf seiner Seite.
Danach gab es aber Zeit zum Träumen: Mit „Der verzauberte See“ des Russen Ljadow ließen die Musiker eine weitere Perle glänzen. Das Stück sorgte mit glitzernden Anfangsakkorden für Gänsehaut, die musikalische Beschreibung des ruhenden Sees gelang den Streichern vorzüglich, zu Harfenklängen glaubte man förmlich die Reflexionen des Sonnenlichts auf den sanften Wellen zu sehen – eine feine und sensible Naturbetrachtung der musikalischen Art.
Angemessen ruppig stellte sich das Orchester dem Werk „La mer“ von Claude Debussy und umschiffte versiert die Untiefen dieses eher sperrigen Werkes. Pathetisch aufbrausend, flirrend wie Filmmusik für einen Thriller und nur selten anheimelnd präsentierten die rund 80 Musiktalente aus ganz Hessen das Meer nach Debussy als einen eher unheimlichen Ort.
A propos Filmmusik: Mit der Melodie zu „The Seahawk“ („Der Herr der sieben Meere“) hatten die jungen Sinfoniker noch einen schmissigen Rausschmeißer in der Hinterhand und entließen ihr begeistertes Publikum mit dem guten Gefühl in die Winternacht, zwar viel über Wasser gehört zu haben, aber musikalisch gesehen kostbaren Wein genossen zu haben.