Trachtenfest vereint Generationen: Überall Begeisterung zu finden
Schlitz - Obwohl zwischen ihren Geburtsdaten rund ein halbes Jahrhundert liegt, so freuen sich die 20-Jährigen Sophia Marx und Linda Schlosser ebenso wie Hans-Jürgen Beck (70) auf Mitte Juli dieses Jahres, wenn das Burgenstädtchen im Zeichen des Schlitzerländer Trachtenfestes steht.
„Es ist sehr schön, mit jungen Leuten zu tun zu haben, da fühlt man sich selbst auch gleich ein bisschen jünger“, sagt Hans-Jürgen Beck, der 1959 seine ersten Kontakte zum Trachtentanz knüpfte. Sein Klassenlehrer warb Beck als Mitglied des Schlitzerländer Trachten- und Volkstanzkreises (TVK), weil vor allem männlicher Nachwuchs fehlte. Es war eine Zeit, in der das Geld fürs Feiern noch knapp war. Die Gemeinschaft der Folkloretänzer erlaubte es, auch einmal weiter entfernt liegende Reiseziele anzuvisieren. „Wer kam damals schon nach Mallorca oder Südfrankreich? Das war schon was Besonderes“, sagt Beck und erinnert daran, welch dauerhafte und freundschaftliche Bande zu Gruppen aus England, Frankreich, Schweden und den Niederlanden geknüpft wurden. „Früher war es mehr ein Tanz- und Trachtenfestival mit einem sehr engen Kontakt zwischen den Gruppen. Heutzutage ist es professioneller Heute ist es mehr ein Showfestival mit exotischen Gruppen, mit denen es sich nicht so gut in Kontakt treten lässt. Ich bedauere diese Entwicklung schon etwas“, sagt Beck. Ein weiterer Unterschied zu früher: „Die Mitglieder des Trachten- und Volkstanzkreises sind bei dem Fest total eingebunden, da bleibt für das Feiern in Muße nicht viel Raum“, sagt Beck. Ob ihm ein Fest ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, verneint Beck: „Jedes hatte seinen eigenen Charme.“ Doch dann blitzt doch noch der Schalk aus seinen Augen. „Besonders intensiv wurden die Feste genossen, als man noch Junggeselle war“, sagt Beck, der seine Frau über die „TVK-Schiene“ kennenlernte. „Ein bisschen war die Trachtengruppe früher schon so etwas wie ein Heiratsmarkt. Mir sind zehn Paare bekannt, die sich so kennengelernt haben“, sagt Beck. „Beim Trachtenfest, da sieht man sich wieder“ Solcherart gelagerte Ambitionen binden einem die beiden jungen Damen names Sophia Marx und Linda Schlosser nicht auf die Nase. Die Praktikantin beim Standortmarketing Fulda (Schlosser) und Bankkauffrau-Auszubildende (Marx) zählen zwar erst 20 Lenze, gehören aber schon seit jeweils rund 15 Jahren dem TVK an. Und wenn man den beiden zuhört, wie sie über die kommenden Monate und Wochen sprechen, dann schwingt doch jede Menge Ernsthaftigkeit in ihren Worten mit. „Ich hoffe schon sehr, dass das Fest zu einem Erfolg wird, damit sich die viele Arbeit ein bisschen lohnt“, sagt Linda Schlosser. Dass bei manch ehemaliger Mitschülerin mehr das Feiern als das Anschauen von Folkloretänzen auf dem Programm steht, wissen und akzeptieren die beiden. „So ganz verstehen kann ich es aber nicht, dass man das Fest wieder verlässt, ohne auf dem Marktplatz auch nur einen Auftritt beobachtet zu haben“, sagt Sophia Marx. Die beiden freuen sich schon auf die Gruppen aus Übersee. Der Reiz, fremdsprachige Tänzer durch die malerischen Gassen von Schlitz zu deren Auftrittsorten zu begleiten, erscheint den beiden größer, als diesen Service einer deutschsprachigen Gesellschaft angedeihen zu lassen. Was Alt und Jung eint: Alle freuen sich darauf, beim Fest guten Freundinnen und Freunden über den Weg zu laufen. „Nach der Schule wird man in alle Himmelsrichtungen verstreut, aber beim Trachtenfest, da sieht man sich wieder.“