Eine Entscheidung, die auch für seine Belegschaft einen Umbruch bedeutet. Zeitweise waren bis zu 20 Personen in der Bäckerei und dem angeschlossenen Edeka-Laden angestellt: „Wir haben viele Leute, die 30 Jahre bei uns waren.“ Die ersten haben die Bäckerei aufgrund der seit einigen Monaten feststehenden Schließung bereits verlassen. (Lesen Sie hier: Keine Schuhe mehr von Steins: Traditionsgeschäft in Schlitz schließt)
„Man findet schnell einen Job, wenn man bei uns war, denn wir haben einen guten Ruf“, ist Heiko Müller um die berufliche Zukunft seiner Leute nicht bange. Er selbst hat auch schon Überlegungen angestellt, wovon er künftig leben wird. Er hat sich bemüht, einen Interessenten zu finden, der Bäckerei und Laden übernehmen könnte – doch ohne Erfolg.
Im Endspurt hatte der Bäcker noch mehr als genug zu tun. Allein ein Kunde hatte gleich 100 Brote und zusätzlich noch Kuchen geordert. Offenkundig wollten viele noch einmal die handwerklichen Backwaren aus Crainfeld (Vogelsbergkreis) genießen. „Es gibt viele Leute, die sagen: Euer Brot ist das einzige, was ich vertrage“, so Müller.
Tatsächlich beruhten die Brote und Kuchen auf individuellen und teilweise lange überlieferten Rezepten. Das bekannte Crainfelder Bauernbrot, mit dem die Firma seit Jahrzehnten geworben hat, war nur eine davon. Zeitweise waren 25 verschiedene Brotsorten und 20 unterschiedliche Brötchensorten neben Torten und Kuchen im Angebot.
Die jetzt zu Ende gegangene Erfolgsgeschichte der Bäckerei Müller begann vor 73 Jahren mit dem „Kopfgeld“, jenen 40 D-Mark, die am 20. Juni 1948 bei der Währungsreform an jeden Bürger ausgezahlt worden war. Dieses Geld wurde zum Startkapital für das Firmengründerpaar Marie und Heinrich Müller. Beide stammen aus Crainfeld. Schon die Großeltern von Marie hatten in den 1880er Jahren einen Gemischtwarenladen betrieben – Vorläufer des künftigen Ladengeschäfts. (eig)