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Dürre-Problem im Vogelsberg nimmt zu - Protest gegen Wasserentnahme aus Frankfurt

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Von: Bernd Götte

Eine trockene Angelegenheit: ein Rapsfeld oberhalb des Sportplatzes in Schlitz-Queck.
Eine trockene Angelegenheit: ein Rapsfeld oberhalb des Sportplatzes in Schlitz-Queck. © Bernd Götte

Die anschwellende Hitzewelle verschärft auch das Dürreproblem im Vogelsbergkreis. Während im traditionell wasserreichen Schlitzerland die Lage noch entspannt scheint, rüsten sich Aktivisten im hohen Vogelsberg zum Protest gegen Wasserentnahmen aus dem Rhein-Main-Gebiet.  

Schlitz - Der Landwirt Christian Weber aus Schlitz-Queck im Vogelsbergkreis fürchtet derzeit um seine Maisernte. „Der Mais fängt jetzt an, Kolben auszubilden. Aber wenn er jetzt kein Wasser mehr bekommt, wird er auch keine Körner entwickeln“, erläutert der junge Landwirt die Problematik.

Auch wenn er noch nicht gar so lang im Geschäft sei, hat er schon einen Trend zu trockeneren Sommern ausgemacht. So sei in diesem Jahr auch der dritte Grünschnitt komplett weggefallen. Da Weber, der auch Vieh hält, aber noch Reserven aus dem ertragreicheren Jahr 2021 hat, macht er sich darüber noch keine großen Sorgen.

Vogelsberg: Dürre-Problem nimmt zu - Protest gegen Wasserentnahme aus Frankfurt

Allerdings sei die Ernte bisher im Jahr 2022 eher durchwachsen gewesen. Demnach liefen Weizen und Wintergerste noch nicht ganz so gut, bei Raps und Roggen stehe die Ernte noch aus, wobei Roggen am besten mit der Trockenheit zurecht komme. 

„Die Gerstenernte ist insgesamt durchschnittlich zu bewerten“, teilt Anke Büssemaker vom Kreisbauernverband Vogelsberg mit. Jetzt schon eine Prognose für das Erntejahr zu stellen, sei aber schwierig. Allgemein fehle es aber überall im Vogelsberg an Wasser. Aber Regen wäre willkommen.

„Ein schöner Landregen über mehrere Tage könnte ein wenig Abhilfe schaffen, aber generell braucht es viel mehr Wasser um die Speicher wieder zu füllen. Schon jetzt sei aber beim Weizen keine „Spitzenernte“ zu erwarten. Das Korn gehe aufgrund des Wassermangels in die Notreife und kann so die Kornfüllungsphase nicht ausschöpfen“, berichtet Büssemaker.

Der Kampf ums Wasser ist aber auch auf einem anderen Gebiet in vollem Gange. Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg ruft für Samstag zu einem Protestmarsch gegen die ihrer Meinung nach unmäßige Wasserentnahme aus dem Rhein-Main-Gebiet und speziell aus Frankfurt auf.

Denn als erste Kreise hätten der Wetteraukreis und der Vogelsbergkreis die Wasserentnahme aus öffentlichen Gewässern untersagt, um den Pegel nicht noch weiter zu schwächen. Deswegen soll an diesem Tag bereits geliefertes Fernwasser aus Frankfurt zu Fuß, per Rad und mit einer Pferdekutsche zurück in den Vogelsberg gebracht werden.

Vogelsberg: Grundwasserwerke liefern Fernwasser nach Rhein-Main

Dabei kann jeder mitmachen. Gegen 15.30 Uhr ist an der Station Niddastausee bei Schotten eine Kundgebung mit der Projektleitung und Schottens Bürgermeisterin Susanne Schaab geplant. Die Worte, die die Schutzgemeinschaft Vogelsberg namens ihrer Vorsitzenden Cécile Hahn gegenüber Frankfurt findet, sind hart.

In Frankfurt würden gerade im Sommer Spitzenmengen an Trinkwasser vergeudet. „So unternimmt besonders Frankfurt, trotz vieler Aufforderungen und gegenteiliger Ankündigungen, nichts Greifbares, um seine Liefergebiete zu entlasten, sondern bewirkt mit seinen Forderungen nach Zusatzwasser genau das Gegenteil.“

„Das Absurde daran ist der Wasserreichtum der Stadt, den sie in ihrem eigenen Wasserkonzept nachgewiesen hat und der sich nutzen ließe. Doch da sich gerade im Sommer mit billigerem Importwasser viel bessere Geschäfte machen lassen, wird hoch anstehendes Grundwasser in Frankfurt lieber in den Kanal gepumpt als in Toiletten oder Bewässerungszisternen“, erklärt Hahn in einer Pressemitteilung. 

Video: Dürre in Deutschland: zu - hier spitzt sich die Lage zu

Die seit April 2022 anhaltende und für die nächsten Wochen weiterhin prognostizierte Trockenheit und hohe Temperaturen schlage im und um den Vogelsberg in diesem Jahr erneut heftig zu und treffe dort auf Böden, die bereits in der extrem langen Trockenperiode 2018 bis 2020 und sogar noch Weihnachten 2021 bis in größere Tiefen so gut wie kein Wasser mehr hätten. In der Folge fielen schon seit dem Frühjahr immer mehr Gewässer trocken. 

Weniger sichtbar sei die Kombination aus ausgetrockneten Böden und akutem Niederschlagsmangel für das Grundwasser. Selbst wenn es jetzt ausgiebig regnen würde, wird es in den nächsten Monaten, ähnlich wie in den Vorjahren, kaum eine Grundwasserneubildung geben. Was für die Natur, den Forst und die Landwirtschaft aus Sicht der Schutzgemeinschaft fatal sein werde – besonders dort, wo viel Grundwasser abgepumpt werde.

In der Folge müssten besonders diejenigen der großen Grundwasserwerke, die mit hohem ökologischen Risiko Fernwasser nach Rhein-Main exportieren, ihre Entnahmen drosseln. Doch genau das geschehe nicht. 

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