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Ein Ort, zwei Glasfasernetze: Schlagabtausch der Konkurrenten TNG und Goetel in Freiensteinau

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Von: Walter Kreuzer

Die Manager von TNG – hier beim Spatenstich mit Bürgermeister Sascha Spielberger (Mitte) – liefern sich im Blauen Eck einen harten Konkurrenzkampf mit Goetel.
Die Manager von TNG – hier beim Spatenstich mit Bürgermeister Sascha Spielberger (Mitte) – liefern sich im Blauen Eck einen harten Konkurrenzkampf mit Goetel. © privat

Unterschiedlicher könnten die Auffassungen der Telekommunikationsunternehmen TNG und Goetel kaum sein. Im Blauen Eck liefern sie sich einen erbitterten Konkurrenzkampf um die Gunst der Bürger, die sie als Kunden für ihre Glasfaserangebote gewinnen wollen.

Freiensteinau - Nach mehreren Jahren, in denen beide Unternehmen von Haus zu Haus zogen und um Vertragsabschlüsse warben, geht es nun an den Bau von Netzen aus Leerrohren, in die Glasfaser eingeschoben werden sollen, sowie deren Anschluss bis in die Häuser.

An sich ist das eine gute Sache, die von der Gemeinde begrüßt wird. Schließlich sind schnelle Internetanschlüsse längst ein wichtiger Standortfaktor. In anderen Kommunen des Vogelsbergkreises gingen sich Goetel und TNG aus dem Weg. Beide Firmen kamen in Kommunen zum Zuge, die andere verzichtete jeweils auf ein eigenes Netz.

In der Gemeinde Freiensteinau (Vogelsberg) stellt sich die Lage ganz anders dar: Hier haben beide Firmen mit Vehemenz versucht, Vorverträge abzuschließen. Diese sollen dann aktiv geschaltet werden, sobald das Glasfaserkabel physisch zur Verfügung steht. Und: Beide Firmen sind dabei, ein eigenes Netz aufzubauen.

Vogelsberg: Ein Ort, zwei Glasfasernetze - TNG und Goetel kämpfen um Kunden

So ist die Firma Goetel seit einigen Monaten dabei, in verschiedenen Dörfern Leerrohre zu verlegen. Auch auf dem einen oder anderen Grundstück, teilweise bis ins Haus, liegen die Rohre. Aber: „Angeschlossenes Glasfaser bis ins Haus haben nur eine handvoll Haushalte. Fast überall fehlt noch das Glasfaser, auch wenn die Rohre bis im Haus liegen“, gibt Bürgermeister Sascha Spielberger (parteilos) seinen Kenntnisstand weiter. (Lesen Sie auch: Fulda: Bund verspricht 49,1 Millionen - Riesenschub für Glasfaser-Ausbau)

Angeboten wird von Goetel laut einer Pressemitteilung aktuell eine „Sofortversorgung“. Darunter versteht die Firma, dass in „Fleschenbach, Gunzenau, Holzmühl, Nieder-Moos, Ober-Moos, Radmühl, Reichlos, Reinhards, Salz und Weidenau Glasfaser bis in die Verteilerkästen verlegt“ worden sei. Hausanschlüsse werden demnach derzeit in Gunzenau, Holzmühl, Nieder-Moos, Reichlos und Reinhards gebaut.

Derweil geht TNG einen anderen Weg: Einige Manager vollzogen jetzt zusammen mit Spielberger einen Spatenstich für den Ausbau des TNG Glasfasernetzes. In Freiensteinau werde man „schon bald mit Highspeed im Internet surfen“ können. Das sei ein „Grund zur Freude in der Gemeinde“, heißt es in einer Pressemitteilung. Demnach würden nun die „Ausbaumaßnahmen in der gesamten Gemeinde sofort beginnen. Viele Abschnitte werden parallel ausgebaut, mit dem Ziel, bis Ende des Jahres fertig zu sein“. Nacheinander würden Straße um Straße, Haushalt um Haushalt „begangen, gebaut und angeschlossen“. Natürlich fehlt in der Mitteilung nicht der Hinweis, dass noch Vertragsabschlüsse möglich seien.

Die Reaktion von Goetel folgte postwendend per Pressemitteilung. Geschäftsführer Daniel Kleinbauer zeigt sich darin „verwundert“ und übt „scharfe Kritik“ an der Absicht der TNG, einen eigenen Glasfaserausbau in Freiensteinau vorzunehmen, „obwohl zehn der elf Ortsteile bereits streckenweise an das Glasfasernetz der Goetel angeschlossen“ seien. Trotz dieses „Störfeuers“ werde sich Goetel „nicht von unseren Zusagen abweichen lassen, Freiensteinau flächendeckend mit Glasfaser bis in die Häuser zu versorgen“.

Zwei Glasfasernetze: Bürgermeister hat klare Forderung an die Unternehmen

Spielberger sieht in zwei Glasfasernetzen „für den Kunden nichts Schlechtes. Viele Bürger haben mit beiden Firmen Verträge abgeschlossen und vielleicht schon Leerrohre“. Der Bürgermeister hat eine klare Forderung an die Unternehmen: „Sie sollen die Bürger in die Lage versetzen, für sich eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Es ist ein Gebot der Fairness, die Karten offenzulegen. Das Erreichen einer Vermarktungsquote, wie sie von den Firmen angeführt wird, verstehe ich als Entscheidung für eine Technik – nicht für einen Anbieter.“ Die Versprechen müssten umgesetzt werden, damit nicht am „Ende einzelne Häuser oder Straßen keinen Anschluss bekommen. Der Zwist darf nicht auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden“.

Der Rathauschef rät dazu, eher vorübergehend mit beiden Anbietern abzuschließen, als einen vorhandenen Vorvertrag übereilt – also bevor Glasfaser funktionsfähig im Haus liegt – zu kündigen. Derzeit sei der Hausanschluss bei beiden Firmen kostenlos. Später dagegen würden dafür Kosten von 2000 Euro oder mehr fällig.

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