In der Gemeinde Freiensteinau (Vogelsberg) stellt sich die Lage ganz anders dar: Hier haben beide Firmen mit Vehemenz versucht, Vorverträge abzuschließen. Diese sollen dann aktiv geschaltet werden, sobald das Glasfaserkabel physisch zur Verfügung steht. Und: Beide Firmen sind dabei, ein eigenes Netz aufzubauen.
So ist die Firma Goetel seit einigen Monaten dabei, in verschiedenen Dörfern Leerrohre zu verlegen. Auch auf dem einen oder anderen Grundstück, teilweise bis ins Haus, liegen die Rohre. Aber: „Angeschlossenes Glasfaser bis ins Haus haben nur eine handvoll Haushalte. Fast überall fehlt noch das Glasfaser, auch wenn die Rohre bis im Haus liegen“, gibt Bürgermeister Sascha Spielberger (parteilos) seinen Kenntnisstand weiter. (Lesen Sie auch: Fulda: Bund verspricht 49,1 Millionen - Riesenschub für Glasfaser-Ausbau)
Angeboten wird von Goetel laut einer Pressemitteilung aktuell eine „Sofortversorgung“. Darunter versteht die Firma, dass in „Fleschenbach, Gunzenau, Holzmühl, Nieder-Moos, Ober-Moos, Radmühl, Reichlos, Reinhards, Salz und Weidenau Glasfaser bis in die Verteilerkästen verlegt“ worden sei. Hausanschlüsse werden demnach derzeit in Gunzenau, Holzmühl, Nieder-Moos, Reichlos und Reinhards gebaut.
Derweil geht TNG einen anderen Weg: Einige Manager vollzogen jetzt zusammen mit Spielberger einen Spatenstich für den Ausbau des TNG Glasfasernetzes. In Freiensteinau werde man „schon bald mit Highspeed im Internet surfen“ können. Das sei ein „Grund zur Freude in der Gemeinde“, heißt es in einer Pressemitteilung. Demnach würden nun die „Ausbaumaßnahmen in der gesamten Gemeinde sofort beginnen. Viele Abschnitte werden parallel ausgebaut, mit dem Ziel, bis Ende des Jahres fertig zu sein“. Nacheinander würden Straße um Straße, Haushalt um Haushalt „begangen, gebaut und angeschlossen“. Natürlich fehlt in der Mitteilung nicht der Hinweis, dass noch Vertragsabschlüsse möglich seien.
Die Reaktion von Goetel folgte postwendend per Pressemitteilung. Geschäftsführer Daniel Kleinbauer zeigt sich darin „verwundert“ und übt „scharfe Kritik“ an der Absicht der TNG, einen eigenen Glasfaserausbau in Freiensteinau vorzunehmen, „obwohl zehn der elf Ortsteile bereits streckenweise an das Glasfasernetz der Goetel angeschlossen“ seien. Trotz dieses „Störfeuers“ werde sich Goetel „nicht von unseren Zusagen abweichen lassen, Freiensteinau flächendeckend mit Glasfaser bis in die Häuser zu versorgen“.
Spielberger sieht in zwei Glasfasernetzen „für den Kunden nichts Schlechtes. Viele Bürger haben mit beiden Firmen Verträge abgeschlossen und vielleicht schon Leerrohre“. Der Bürgermeister hat eine klare Forderung an die Unternehmen: „Sie sollen die Bürger in die Lage versetzen, für sich eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Es ist ein Gebot der Fairness, die Karten offenzulegen. Das Erreichen einer Vermarktungsquote, wie sie von den Firmen angeführt wird, verstehe ich als Entscheidung für eine Technik – nicht für einen Anbieter.“ Die Versprechen müssten umgesetzt werden, damit nicht am „Ende einzelne Häuser oder Straßen keinen Anschluss bekommen. Der Zwist darf nicht auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden“.
Der Rathauschef rät dazu, eher vorübergehend mit beiden Anbietern abzuschließen, als einen vorhandenen Vorvertrag übereilt – also bevor Glasfaser funktionsfähig im Haus liegt – zu kündigen. Derzeit sei der Hausanschluss bei beiden Firmen kostenlos. Später dagegen würden dafür Kosten von 2000 Euro oder mehr fällig.