Die Aktiven von Freikitz sind noch bis Ende Juni in Freiensteinau, aber auch im Main-Kinzig-Kreis, also in Steinau, Uerzell, Ulmbach oder in Stadtteilen Bad Soden-Salmünsters unterwegs. Das geht an die Substanz. Christine Adolph: „Wir suchen dringend noch weitere Helfer.“
Ihr Mann Timo bedient die Drohne. „Es ist schön, wenn neue Leute dabei sind – und gleich ein Rehkitz gefunden wird. Dann sind sie Feuer und Flamme und sie wissen, für was sie das machen“, sagt er. Tatsächlich kommt die Gruppe gerade von einer Wiese in der Pfaffenthriesch. Dort findet sie ein Rehbaby mit weiß-gemustertem braunen Fell im Gras. Es schaut die Helfer mit großen Augen angstvoll an.
Seine Schreie gehen durch Mark und Bein, es lässt sich nicht beruhigen. Dabei wollen ihm die Frauen doch nur helfen. Sie legen das Kitz in eine mit frischem Gras ausgelegte Box und fixieren den Deckel mit starkem Paketband. Hier muss das Kleine bleiben bis Bauer Fischer die Wiese gemäht hat – also etwa eine Stunde.
Bei ihm sind es an diesem Abend „fünf Schläge mit zusammen zehn Hektar“ Fläche, die von den Freikitz-Leuten abgesucht werden. Der Freiensteinauer ist froh, dass sie seine Wiesen „abfliegen. Wenn ein Reh angemäht wird, schreit es, weil die Beine abgeschnitten sind oder der Bauch offen ist. Wenn man sie aber lebend findet, ist das ein gutes Gefühl.“ Früher sei er die Wiesen „mit dem Jagdpächter abgelaufen. Aber da findet man sie einfach nicht“.
Derzeit ist das an einigen Stellen sogar leichter – wegen der Trockenheit. Fischer: „An trockenen Stellen ist das Gras nur vielleicht 30 Zentimeter hoch und man kann auf den Boden gucken. Unterhalb der Naxburg kommt Wasser vom Wald. Dort ist es mehr als doppelt so hoch.“
Sechs Rehe sind auf seinen Wiesen schon gefunden worden. Das nächste sollte nicht lange auf sich warten lassen. Die Freikitz-Helfer sind nun in „Kleine Lache“ unterwegs, einige hundert Meter entfernt. Timo Adolph hat etwas auf dem Display entdeckt. Alles deutet auf ein Reh hin. „Geradeaus, noch zehn Meter“, gibt Timo Adolph per Walkie-Talkie eine Anweisung an Merry Dungs.
Die in Bermuthshain lebende Norwegerin ist in ihrer neuen Heimat Jagdpächterin. Sie weiß daher, auf was sie achten muss. In beiden hoch erhobenen und ausgebreiteten – behandschuhten – Händen hat sie gerade ausgerissene Grasbüschel. Just als sie zugreifen will, rennt das junge Reh davon.
Nun kehrt Hektik ein. Zu groß ist die Gefahr, dass das Tier noch irgendwo auf der Wiese liegt, die gleich gemäht werden soll. Derweil wird es immer dunkler und Dungs macht sich auf den Weg zu Adolph, der neben dem Feld wartet. „Stopp“, ruft Dungs plötzlich und hält ihren Begleiter zurück: Zwei Schritte vor ihm liegt das Kitz. Diesmal ist die Jägerin schneller. Sie lässt die Box fallen, rafft etwas Gras – und packt fest zu. Wenig später ist das Junge sicher verwahrt. Dungs Augen strahlen und Bauer Fischer kann ruhigen Gewissens mähen.