Viel Solidarität für Zeynel Can bei Kundgebung auf dem Marktplatz in Schlitz

Mehr als 100 Menschen setzten auf dem Marktplatz in Schlitz im Vogelsbergkreis ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu. Anlass waren Schmierereien auf den Wahlplakaten des SPD-Bürgermeisterkandidaten Zeynel Can.
Schlitz - Es waren nicht irgendwelche Schmierereien: Can wurde in Hutzdorf, Hartershausen und Pfordt ein Rauschebart angemalt, wie man ihn häufig bei Salafisten sieht. Dies ließ Sven Völzke aus Schlitz-Hutzdorf keine Ruhe: Er rief zu einer Kundgebung auf, um unter dem Titel „Gesicht gegen Fremdenfeindlichkeit“ ein Zeichen zu setzen.
Von dem Zuspruch zeigte sich Völzke sichtlich berührt. Die Solidarität war umfassend. Eine junge Frau brachte es mit einer Wortmeldung auf den Punkt: „Zeynel ist nicht fremd. Er ist Schlitzer.“ Mit einem Hornsignal eröffnete Stadtwächter Hagen Köckeritz die Kundgebung auf dem Marktplatz in Schlitz im Vogelsberg.
Vogelsberg: Viel Solidarität für Zeynel Can (SPD) bei Kundgebung auf Markt in Schlitz
Völzke betonte, dass sein Engagement überhaupt nichts damit zu tun habe, dass er und Can einmal gemeinsam in der Schlitzer SPD-Fraktion gesessen haben. Er habe erst gedacht, dass es sich bei den Schmierereien um einen Dumme-Jungen-Streich gehandelt habe (Bürgermeisterwahl in Schlitz: Vier Kandidaten diskutieren - Hier geht es zum Video).
Aber als er dann von dem offenbar geplanten Vorgehen in den verschiedenen Orten erfuhr, sah er einen Zusammenhang und verwies auch auf die gute Vernetzung der Rechten im Vogelsbergkreis. Völzke beklage die Verrohung der Gesellschaft. Als zweiter Redner gesetzt war Städtwächter Hagen. „Als ich die Plakate gesehen habe, war ich schockiert.“
Vogelsberg: Redner verweist auf Internationalität des Trachtenfestes
Er freue sich über die „Gesichter der Jungen und der Alten und derer, die dazwischen sind“, die auf dem Marktplatz zu sehen waren. Er erinnerte daran, dass vor fast 90 Jahren schon einmal Menschen ausgegrenzt worden seien. „Das sind nicht wir. Das ist nicht das Schlitzerland“, betonte er auch mit Blick auf die Internationalität des Trachtenfestes.
Nun war das Mikrofon offen für weitere Redner, was Stadtrat Heiko Siemon (CDU) nutzte: „Kriege fangen im Kopf und auch mit Kleinigkeiten an“, gab er zu bedenken. Anwesend war auch der FDP-Stadtverordnete und Kandidat Jürgen Laurinat (lesen Sie auch hier: Schock für SPD-Bürgermeisterkandidat Zeynel Can - Wahlplakate in Schlitz beschmiert).
Währenddessen war der AfD-Bürgermeisterbewerber Thomas Leonhard Dostal der Veranstaltung ferngeblieben. Etwa 100 Personen nahmen insgesamt teil. Zeynel Can bedankte sich bei den Anwesenden und wies auf verbreitete Diskriminierung in Deutschland hin: „Solche Geschichten passieren millionenfach.“