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Vorderburg-Glockenspiel bleibt stumm - Ersatzteile fehlen

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Von: Bernd Götte

Aus 26 Glocken besteht das Glockenspiel mit der großen C-Glocke in der Mitte.
Aus 26 Glocken besteht das Glockenspiel mit der großen C-Glocke in der Mitte. © hps

Das Glockenspiel in der Vorderburg gehörte jahrzehntelang zu den Attraktionen im Burgenring. Gerne blieben Touristen im Vorderburger Hof stehen, um den Klängen aus aller Welt zu lauschen. Seit geraumer Zeit schweigen die Glocken aber.

Schlitz - Grund ist ein Defekt, durch den auch schon die wöchentlich ausgetauschten Rollen teilweise beschädigt wurden, berichtet Ulrich Gebauer, der sich bisher im Auftrag des Grafen Rüdiger von Görtz um den Betrieb des Glockenspiels gekümmert hat. Bei den Schäden habe Verschleiß eine Rolle gespielt. Ein technisches Bauteil ist defekt. Deswegen habe er das Glockenspiel stillgelegt.

Jetzt suche man mit Nachdruck nach Ersatzteilen. „Wir sind schon bis ins Ausland gegangen“, berichtet Gebauer. Zudem stehe man mit einem Uhrenmuseum in Kontakt. Dort hoffe man, dass vielleicht etwas Passendes in Archivbeständen auftauche. (Lesen Sie hier: Historischer Automobilclub in Schlitz feiert Jubiläum)

Wie man auf der Homepage der Stadt Schlitz (Vogelsberg) lesen kann, wurde 1950 in der Turmhaube ein aus 26 Glocken bestehendes Läutewerk eingerichtet, das sowohl elektronisch als auch manuell bedient werden kann. 39 Glockenspielwalzen sind im Bestand, die vor allem Melodien aus anderen Ländern anklingen lassen.

Vogelsberg: Historischem Glockenspiel fehlen wichtige Ersatzteile

Nach dem Willen seines Stifters, des Grafen Otto Hartmann von Schlitz, soll dieses Glockenspiel der internationalen Verständigung dienen. Jeweils um 15 und um 17 Uhr erklangen bis etwa in den Spätsommer 2021 im wöchentlichen Wechsel Volkslieder verschiedener Nationen über die Dächer der Stadt.

Kaum ein Nachbarland Deutschlands fehlt in diesem Reigen, und auch Themen aus dem Volksgut und Kirchenlieder sind mit dabei. Wolfgang Amadeus Mozart ist eine eigene Walze gewidmet.

Graf Otto Hartmann wollte damit kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch ein Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander weltweit, eine Idee, die auch von den Organisatoren des Schlitzer Trachtenfestes später erfolgreich aufgegriffen wurde.

Wie der verstorbene Schlitzer Heimatautor Hans-Peter Saurwein 2010 schrieb, sei es schon in den 1970er Jahren schwierig gewesen, entsprechen den Sachverstand für die Ausstattung des Spiels aufzutreiben. Einige damals geplante Rollen wurden schon nicht mehr hergestellt, weil der entsprechende Handwerker verstorben war.

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