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Rohstoffe aus Schlitz helfen - Jens Rausch aus Pfordt lebt als Maler in Hamburg

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Von: Bernd Götte

Jens Rausch zeigt in seiner neuen Werkserie Bildwelten hinter Glas und nennt diese Serie PANORAMA.
Jens Rausch zeigt in seiner neuen Werkserie Bildwelten hinter Glas und nennt diese Serie PANORAMA. © Atelier Heliumcowboy

Die Malerwerkstatt von Jens Rausch scheint bescheiden. Der 46-Jährige aus Pfordt lebt seit 20 Jahren in Hamburg und hat sich dort eingerichtet. Und auch wenn seine Malerwerkstatt bescheiden wirkt, die Gegend, in der es liegt, ist es nicht. 

Pfordt/Hamburg - Fußläufig nur wenige Gehminuten von der Speicherstadt entfernt, hat er einen 20-Quadratmeter-Keller angemietet in einem Haus, in dem sich sonst vor allem Anwaltskanzleien und Immobilienbüros ihren Sitz haben. Bis an den Hafen ist es mit dem Fahrrad auch nicht weit, zu Fuß vielleicht 20 Minuten.

„Ich bin immer noch ein Fremder in der Stadt“, bekennt Rausch dennoch, der in der Hansestadt verheiratet ist und im Stadtteil Ottensen wohnt. Aber trotzdem ist er in der Hansestadt gerade recht angesagt. „Letzte Woche haben wir bei Heliumcowboy die Ausstellung mit zahlreichen Besuchern eröffnet - über zwei Tage sogar - wegen eines Besucherandrangs, und um alles C-conform stattfinden lassen zu können. Es ist alles so gut geworden“, schreibt er am Donnerstag an unsere Zeitung.

Dieser Art Space, wie er sich nennt, in dem nicht nur Ausstellungen stattfinden, sondern auch aktiv Kunst gemacht wird, befindet sich übrigens um die Ecke von Rauschs Arbeitsraum. Die Netzwerke, die er als Künstler in Hamburg knüpfen konnte, sind mit der Zeit tragfähig geworden. Zudem arbeitet er mit der Mianki.Gallery in Berlin zusammen. Und bis nach Tokio hat er schon Ausstellungen mit seinen Werken bestückt.

Vogelsberg: Jens Rausch aus Pfordt lebt als Maler in Hamburg - Rohstoffe aus Schlitz helfen

So kann sich Rausch sein Künstlerdasein finanzieren, das er mit Leidenschaft betreibt. Dabei bekommt er Unterstützung aus dem Schlitzerland im Vogelsberg. Er arbeitet viel mit Asche, die ihm auch seine Schwester aus Pfordt schickt. Generell arbeitet Rausch mit sogenannten „armen Materialien“, neben Asche auch mit Erden, Ruß und Metalloxiden, um seine Bilder zu erstellen. „Ich höre oft, dass dies etwas sehr Neues ist, mit diesen Materialien zu arbeiten“, berichtet Rausch. Daneben nutzt er aber auch Schlitzer Leinen der Firma Driessen, um dort seine Motive zur Geltung zu bringen.

Nicht nur aus solchen Gründen fühlt sich Rausch auch immer schnell heimisch, wenn er einmal wieder Schlitzerländer Boden betritt, dessen vielfältige Natur ihn immer wieder begeistert. „Der Wald war mein Spielort“, sagt er, und das merkt man seinen Bildern auch an. Denn nicht das Städtische bildet er ab, sondern die Natur, ob kultiviert als Forst oder auch wild und archaisch als Gebirge. Dabei denkt er auch an das Hamburger Kunstpublikum, dass er für die bildenden Künste eher klein einschätzt. „Hamburg ist eine Stadt der Literatur, der Theater und der Musik“, glaubt er.

Jens Rausch aus Pfordt malt Gebirge für das Hamburger Publikum, die die Berge nicht so gut kennen

Im Bereich der Malerei seien aber immer noch Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge die Standards. Mit seinen romantischen, aber auch etwas düsteren Naturdarstellungen kann Rausch hier vielleicht anknüpfen. Gebirge malt er auch ein wenig für das Hamburger Publikum, denn die kennen die Berge nicht so gut. Und in seiner Arbeit geht Rausch vollkommen auf, er vergisst beim Malen die Zeit und freut sich beim Heimgehen schon darauf, am nächsten Tag das gerade aktuelle Werkstück weiter zu bearbeiten.

Über eine Rückkehr ins Schlitzerland macht er sich derzeit keine Gedanken, aber er räumt ein: „Ob ich in Hamburg bleibe, ist noch nicht entschieden“. (Lesen Sie hier: Künstlerin Anne Imhof aus Fulda zeigt Gesamtkunstwerk im Pariser Palais de Tokyo)

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