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Kosten für Schlitzerländer Trachtenfest explodieren - Verein will sparen

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Von: Walter Kreuzer

Das Trachtenfest in Schlitz
Die Organisatoren im Heimat- und Trachtenfestverein hoffen, dass das Wetter mitspielt und der historische Marktplatz wieder von Tausenden Menschen bevölkert wird. © Walter Kreuzer

Klaus Hohmeier ist die Anspannung anzumerken. Der Vorsitzende des Heimat- und Trachtenfestvereins (HTV) ist zwar ein alter Hase in Sachen Organisation des Schlitzerländer Heimat- und Trachtenfestes. Doch das hat er noch nicht erlebt: Die Kosten sind auf breiter Front explodiert.

Schlitz - Etwa 20 Personen bilden beim HTV den engeren Kreis, der das Fest organisiert. Die Fäden laufen bei Klaus Hohmeier zusammen. Der hat vor einem Jahr Alt-Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer im Vorsitz abgelöst, nachdem er zuvor dem Vorstand als Geschäftsführer angehörte.

Vogelsberg: Kosten für Schlitzer Trachtenfest explodieren - Sparkurs

Am Ablauf des Trachtenfestes im Vogelsberg soll sich nichts grundsätzliches ändern. Einige Neuerungen wird es aber geben, wie Hohmeier sagt: „Den Festzug wollen wir auf 60 bis 70 Nummern – etwa 20 weniger als seither – verkürzen. Auch der Festzugweg wird kürzer. Das ist eine Reaktion auf die heißen Sommer der vergangenen Jahre. 2019 war ideal, 2022 wären viele Leute wegen der Hitze nicht gekommen.“

Wenn beim Festzug „schon an der Berleburg und Herrngartenstraße alles voll steht, fällt mir ein Stein vom Herzen. Dann weiß ich, dass es ein guter Festzug wird“. 2019 war dies mit geschätzten 25.000 Besuchern der Fall.

Im Budget des Trachtenfestes ist der Festzug mit etwa 53.000 Euro einer der größten Posten. Nicht darin enthalten sind die Reisekosten für die ausländischen Gruppen, die ab deutscher Grenze übernommen werden. Hier schlagen weitere 30.000 Euro zu Buche – und dies, obwohl die meisten Trachtenträger privat in Familien untergebracht werden.

Dennoch sieht der HTV-Vorsitzende hier ein gewisses Einsparpotenzial: „Wir haben diesmal sieben Trachtengruppen zu Gast, nachdem dieser Tage die Brasilianer abgesagt haben. Hier hoffe ich aber, noch Ersatz zu finden. Auch Hawaii hat für 2023 abgesagt. Wir müssen etwa 190 Personen unterbringen. Ich setze auf die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Schlitzerländer, das dies gelingt.“ In früheren Jahren seien auch schon mehr als 300 Personen untergebracht worden.

„Vorsichtig geschätzt“ summieren sich die Kosten in diesem Jahr auf 350.000 Euro. Zuletzt kosteten die Feste zwischen 270.000 und 280.000 Euro. Hohmeier: „Wir haben nur ungläubig den Kopf geschüttelt, als wir die Kosten erstmals geschätzt haben und anfingen, Angebote einzuholen. Wir haben in allen Bereichen Kostensteigerungen von 20 bis 30 Prozent.“ Besonders krass sei es bei den Zelten – etwa für den Schulhof, wo wieder Tänze aufgeführt werden – und Toiletten. Von letzteren könne es aus Sicht der Festbesucher nicht genug geben, meint der 60-Jährige. Aber: „Wir haben einen Toilettenwagen, 22 Toilettenkabinen, zwei für Behinderte und darüber hinaus die Rathaustoilette, eine am Rummel, die am Schulhof sowie am Schwarzen Stock, wo der Zug aufgestellt wird.“

Als in der Finanzaufstellung die „3 vorne auftauchte, gab es eine rege Diskussion im Vorstand. Es hat lange gedauert, bis wir uns zu einer Erhöhung der Eintrittspreise durchgerungen haben“. Zu deren Höhe will sich Hohmeier noch nicht äußern. 2019 wurden allein an Eintrittsgeldern 160 000 Euro eingenommen. In diesem Jahr wird ein Betrag jenseits der 200.000 Euro angestrebt. Standgelder sowie Mittel von Sponsoren und Spenden sind weitere wesentliche Einnahmepositionen.

Stadt Schlitz übernimmt Defizit des Trachtenfestes

Hinzu kommt noch eine Finanzgarantie der Stadt. Diese hat bisher stets das Defizit – „Das Trachtenfest hat noch nie Gewinn abgeworfen.“ – übernommen. Im aktuellen Haushaltsplan sind 40.000 Euro eingestellt, die der HTV laut Hohmeier nach Möglichkeit nicht ausschöpfen möchte. Dafür müsste aber alles passen, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. 2019 lag das Defizit zum Beispiel bei 49.000 Euro. 2017 waren es 42.000 Euro.

„Wir haben als Stadt auch einen eigenen Nutzen durch das Fest. Wir sind froh, dass der HTV dieses Riesenfest ausrichtet und freue mich darauf, ihn so gut es geht zu unterstützen“, sagt Bürgermeister Heiko Siemon (CDU) mit Blick auf den Haushaltsansatz.

Er geht davon aus, dass „die Summe passt“. Andererseits berechnen die Stadtwerke dem Veranstalter vor allem Leistungen von E-Werk und Bauhof. Siemon zeigt sich hier flexibel, nicht jede Stunde zu berechnen. Ein Beispiel sei die Ehrentribüne: „Die Ehrengäste werden von mir eingeladen. Da schaue ich genau, was für den Auf- und Abbau berechnet wird.“

2021 hatten Trachtenfest-Fans auf dem Markplatz die berühmte 25. Stunde gefeiert - auch wenn das Fest an sich nicht stattfinden konnte.

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