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Biber im Klärteich nicht willkommen: Kreistag diskutiert über Umgang mit geschützten Tieren

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Von: Bernd Götte

Der Biber ist immer häufiger im Vogelsberg anzutreffen.
Der Biber ist immer häufiger im Vogelsberg anzutreffen. © Felix Heyder/dpa

Die Kreiskoalition im Vogelsberg möchte eine Stelle für einen „Naturparkranger“ schaffen, der sich um geschützte Tierarten kümmert und sich mit Betroffenen austauscht. Die Schaffung einer solchen Stelle soll aber Landesangelegenheit sein. 

Vogelsbergkreis - Schließlich solle diese Stelle bei Hessen Forst oder beim Naturpark Vulkanregion Vogelsberg angesiedelt sein. Beides Institutionen, die sich aus dem Landeshaushalt speisen.

Unmittelbarer Anlass des Antrages während der jüngsten Kreistagssitzung im Angersbacher Wartenberg Oval waren die Erfahrungen des Grebenhainer Bürgermeisters Sebastian Stang (SPD), der sich über ein Biberpaar in seiner Gemeinde und die damit verbundenen Umstände regelrecht in Rage redete. Die beiden Biber hätten sich nämlich ausgerechnet in der Grebenhainer Kläranlage niedergelassen und dabei mit ihren Bauten den Abfluss aus dem Klärteich beträchtlich beeinflusst.

Vogelsberg: Kreistag diskutiert Umgang mit geschützten Bibern

Nun ging für Stang der Gang durch die Institutionen los, denn weder im Landkreis noch beim Regierungspräsidium habe es jemanden gegeben, der Biber fangen darf. Als man dann letztlich doch jemanden mit der „Lizenz zum Fallestellen“ gefunden habe, musste dieser unterstützt von seiner Frau mehrere Tage ausharren, bis beide Biber gefangen worden seien.

Danach musste man einen Ort finden, an dem man die beiden Nager wieder aussetzen durfte. Aus Stangs Sicht war das ein immenser Aufwand. Die Organisation des Landes sei nicht zielführend, befand Stang.

Deswegen will die Kreiskoalition aus CDU und SPD anregen, die Zuständigkeiten für wieder neu eingewanderte und oft als problematisch angesehene Tiere an einer Stelle im Vogelsberg, zum Beispiel beim Naturpark, zu bündeln. „Ich bin stolz darauf, dass es im Vogelsberg so viele Tierarten gibt, aber wir brauchen auch Leute, die sich darum kümmern“, stellte Stang klar.

„Vogelsberg ist nicht der Freilichtzoo für das Rhein-Main-Gebiet“

Mario Döweling (FDP) formulierte schärfer: „Es wird Zeit, dass wir als ländlicher Raum definieren, welche Tiere wir bei uns haben wollen.“ Der Vogelsberg sei nicht „der Freilichtzoo für das Rhein-Main-Gebiet“. Dr. Udo Ornik von den Grünen wiegelte ab. Er glaube, dass sich die meisten Menschen über die Rückkehr von Wolf, Luchs, Biber und Co. freuen. Zudem wollte er wissen, ob man bei den Landesbehörden schon einmal vorstellig geworden sei, um das Problem zu erläutern.

„Gesetz und Wirklichkeit fallen oft auseinander“, bemerkte Lars Wicke von den Freien Wählern. Man dürfe die Betroffenen nicht allein lassen, besonders die Landwirte, deren Wiesen wegen Biberdämmen überflutet oder deren Tiere von Wölfen gerissen würden. „Es bräuchte klare Zuständigkeiten“, pflichtete Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak (CDU) den Antragstellern bei, warnte aber vor Schwarz-Weiß-Malerei: „Die Wahrheit ist, nicht alle schreien Hurra, wenn Wolf und Biber wieder zurück sind.“

Video: Polizisten retten verwirrten Biber aus misslicher Lage

Grundsätzlich sah das Ornik ähnlich: „Wer werden das so nicht lösen können, weil es diese Rahmenbedingungen gibt.“ Er schlug vor, einen Verantwortlichen aus der Landesverwaltung in den entsprechenen Ausschuss einzuladen, um über den Umgang mit seltenen Arten und auch eine entsprechende personelle Ausstattung zu sprechen.

Matthias Weitzel (SPD) sagte, dass der Antrag eher eine Resolution sei, um dem Ersten Kreisbeigeordneten bei Gesprächen mit dem Land etwas an die Hand zu geben. Von daher konnte der Kreistag dem Antrag auch mit breiter Mehrheit zustimmen.

Mischak hatte zuvor seine Ernennungsurkunde zur Wiederwahl als Erster Kreisbeigeordneter erhalten. Er ist der erste Erste Kreisbeigeordnete, der es seit dem Bestehen des Kreises in eine zweite Amtszeit geschafft hat. Görig führte dies auf die gute Zusammenarbeit zurück.

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