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„Der Vogelsbergkreis kann richtig viel“ - Landrat Manfred Görig seit zehn Jahren im Amt

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Seit genau zehn Jahren im Amt: der Vogelsberger Landrat Manfred Görig.
Seit genau zehn Jahren im Amt: der Vogelsberger Landrat Manfred Görig. © Sabine Galle-Schäfer/Vogellsbergkreis

Zehn Jahre ist Manfred Görig jetzt schon als Landrat des Vogelsbergkreises im Amt. Blickt er auf die Zeit zurück, sieht er Herausforderungen, aber auch Errungenschaften.

Vogelsbergkreis - „Der Vogelsbergkreis kann mehr“, zeigte sich Landrat Manfred Görig bei seiner Amtseinführung auf den Tag genau vor zehn Jahren überzeugt. „Wie viel er tatsächlich kann und wie viel er letztendlich leisten musste – am 10. Juni 2012 war das kaum abzusehen“, heißt es in einer Mitteilung des Landkreises.

Millioneninvestitionen in den Schulbau, Neuausrichtung des Rettungsdienstes, Neuordnung der Finanzen und nicht zuletzt drei großen Krisen, die alle Kräfte bündelten, sind die Stichworte, die der Landrat im großen Interview anlässlich seines zehnjährigen Dienstjubiläums nennt.

Vogelsberg: Landrat Manfred Görig seit zehn Jahren im Amt

An den Tag seiner Einführung als Landrat denkt er mit gemischten Gefühlen: „Zum einen überwog die Freude, in einem Amt angekommen zu sein, in dem man selbst gestalten kann. In dem man die entscheidenden Weichen für die Entwicklung des Kreises stellen kann. In dem man die Möglichkeit hat, an verantwortlicher Position mitzuhelfen, die Region für die Zukunft aufzustellen. Mit war klar, dass herausfordernde Aufgaben auf mich warteten, denen wollte ich mich mit aller Kraft stellen.“

„Zum anderen wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich auch um die äußerst angespannte finanzielle Situation unseres Kreises, schließlich hatte ich noch als Erster Kreisbeigeordneter dafür gesorgt, dass der Haushalt genehmigt wurde, um überhaupt handlungsfähig zu sein. Unsere Kassenkredite hatten sich auf 100 Millionen summiert“, so der Landrat. Das Land Hessen habe zwar durch zwei Programme einen Großteil der Schulden erlassen. Ein Teil der Schulden - 40 Millionen - müsse aber noch zurückgezahlt werden.

Doch die finanzielle Situation sei nicht die einzige Herausforderung für Görig gewesen: „Völlig neu aufgestellt habe ich zum Beispiel unseren Rettungsdienst. Alleine in unserer Leitstelle haben wir das Personal verdoppelt.“ Zahlreiche Rettungswachen wurden zudem neu gebaut.

Millioneninvestitionen in Bau und Digitalisierung von Schulen

Auch der Schulbau spielte in der Amtszeit des Landrats eine wichtige Rolle. Seit 2012 seien dafür insgesamt 46,5 Millionen ausgegeben worden. „Alleine für den Neubau der Gesamtschule in Schlitz geben wir 19 Millionen Euro aus“, so Görig. „9 Millionen haben wir zusätzlich in die digitale Ausstattung unserer Schulen investiert.“ Die erste Generation der Aktivboards muss bereits ersetzt werden. In einem ersten Schritt werden 125 dieser interaktiven Displays angeschafft, alleine das kostet 900.000 Euro.

Daneben galt es drei große Krisen zu meistern. Los ging es 2015 mit der Flüchtlingskrise. „Ich kann mich noch genau an den Donnerstagabend erinnern, an dem der Anruf des Innenministers kam: Bis zum Montag mussten wir 1000 Betten für Flüchtlinge bereitstellen. Wir mussten vier Turnhallen zu Unterkünften umgestalten, wir mussten Security finden, Caterer, wir mussten Babywindeln besorgen und Hygieneartikel“, erinnert sich der Landrat zurück.

Im März 2020 gab es dann den ersten Corona-Fall und Ende des Jahres wurde das Impfzentrum aufgebaut. Und seit Februar schließlich noch der Krieg in der Ukraine. Wieder gab es einen Einsatzbefehl des Landes, wieder mussten 1000 Betten bereitgestellt werden. „Irgendwie haben wir wohl schon ein wenig Routine: Innerhalb weniger Tage stand die Unterkunft – zunächst in der Hessenhalle, jetzt neben dem Pferdezentrum“, sagt Görig.

„Wir stehen vor großen Herausforderungen“

Einen Blick in die Zukunft findet der Landrat schwierig. Gerade die Krisen hätten gezeigt, wie unvorhersehbar alles ist. „Ich glaube aber, sagen zu können, dass wir vor großen Herausforderungen stehen“, so Görig.

Richtig weh tun werde unter anderem die Erhöhung der Energiepreise. „Wir haben alleine 38 Schulstandorte, hinzu kommen unsere Verwaltungsgebäude. Da müssen wir mit vielen Millionen Mehrkosten rechnen. Das wird unseren Handlungsspielraum wieder einmal sehr stark einschränken. Demgegenüber stehen außerdem höhere Anforderungen wie zum Beispiel beim Klimaschutz und beim Zivilschutz.“

Der Vogelsberg selbst, die Region, werde sich weiterhin positiv entwickeln. „Schon jetzt haben wir mehr Zuzug als Wegzug in den Gemeinden, die eine gute Verkehrsanbindung haben“, verrät der Landrat. Aus diesem Grund dürfe die nötige Infrastruktur nicht vernachlässigt werden - von der Kinderbetreuung bis zum Breitbandanschluss für das Homeoffice. (ah)

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