Den Förderungsbescheid übergab er allerdings gerne vor Ort. Empfangen wurde er am Klärwerk, wo Bürgermeister Heiko Siemon sich sehr über den Empfang des Förderbescheids freute. Er betonte auch, dass das Schlitzer Klärwerk schon klimaneutral ist. Jetzt hilft die Anlage auch anderen Gemeinden, ihre Klärabfälle zu verarbeiten. So würden die Abwässer von etwa 60. 000 Menschen in Hutzdorf verstromt werden. (Lesen Sie hier: Gerät Feriendorf-Projekt ins Wanken? Bürgermeister verweist auf Unterschriftenliste)
Mit der Rückgewinnung der Phosphorrückstände gehe man nun einen weiteren Schritt. Siemon wies zudem darauf hin, dass die Geruchsbelastung durch die Kläranlage zurückgegangen sei. „Mit diesem Vorhaben hat sich die Stadt Schlitz ein Großprojekt vorgenommen. Die positiven Erfahrungen aus der seit vielen Jahren praktizierten interkommunalen Zusammenarbeit geben uns ebenso wie die finanzielle Unterstützung durch das Land Hessen den notwendigen Rückenwind zur Umsetzung dieses innovativen und wegweisenden Projekts“, resümierte Bürgermeister Siemon.
Mit dem Vorhaben in Schlitz (Vogelsberg) wird zudem unter Beweis gestellt, dass die Phosphorrückgewinnung auch auf kleineren Kläranlagen technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig ist. Auch kleinere Anlagen können eine beachtliche Phosphor-Ausbeute bringen, die hilft den Phosphor-Engpass zu überwinden. Das Umweltministerium fördert in Schlitz 45 Prozent der Gesamtausgaben, sodass das Vorhaben gebührenneutral für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt realisiert werden kann.
„Gern nehmen wir hier eine Vorreiterrolle für das dezentrale Phosphorrecycling in Hessen ein“, ergänzte der projektverantwortliche Leiter der Stadtwerke Frank Jahn. Es sei möglich, auch solche kleinen Aufbereitungsanlagen wirtschaftlich zu betreiben. Ein Problem gebe es freilich: der Klärschlamm, der in Hutzdorf angeliefert wird, sei überdurchschnittlich stark mit Nickel belastet. Dieser könne aber bei der Aschegewinnung durch das Gas abgeleitet werden, welches wiederum in Filtern gereinigt werde. Jährlich fielen in der Kläranlage 2400 Tonnen Schlamm an, das sei noch Luft nach oben, bemerkte Bürgermeister Siemon. Ziel sei es, jährlich 600 Tonnen Dünger aus dem Klärschlamm zu gewinnen.
Die Synergien und die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden lobte die Kreisbeigeordnete Ulrike Zulauf als Vertreterin des Landkreises: „Wenn sich viele kleine Kommunen zusammentun, dann passiert etwas großes“. Dem pflichtete der Wartenberger Gemeindevertreter Hubert Reinhardt bei: das Vorstandsmitglied bei den Kreisgrünen sah in der Phosphor-Rückgewinnungstechnik ein „Leuchtturmprojekt“ für den ländlichen Raum.