„Wie gehen wir mit unserem Planeten um?“, fragte Ranft und veranschaulichte: „Es ist wie eine Party in einem Supermarkt.“ In diesem sehe es nach einiger Zeit „aus wie Sau. Keiner räumt auf, keiner bestellt nach, keiner bezahlt“. Niemand bezahle das System Erde. Und es seien nicht etwa Fremde, die in dem Supermarkt Party ohne Ende feiern, sondern es ist die eigene Familie. „In meinem Leben vergesse ich das auch mal“, gestand Ranft. Die meisten hätten es nicht vorsätzlich getan. „Wir wussten es nicht besser.“ Aber: „Bis heute. Jetzt wissen Sie’s.“
Die meisten haben es nicht vorsätzlich getan. Wir wussten es nicht besser.
Den Treibhauseffekt durch zu viel Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre erklärte der Wissenschaftsjournalist am Beispiel eines Glashauses. Das Sonnenlicht gelangt durchs Glas auf den Erdboden, der sich erwärmt. Die von ihm abgegebene Wärmestrahlung kann aber nicht mehr durchs Glas zurück. Der Raum wird immer heißer. „Das ist Physik. Ich weiß nicht, was es da zu diskutieren gibt“, sagte Ranft mit Blick auf die Diskussionen der vergangenen 60 Jahre darüber, ob es den Klimawandel aufgrund eines Treibhauseffekts in der Atmosphäre wirklich gibt.
In der viereinhalb Milliarden Jahre langen Erdgeschichte habe es zwar immer wieder Erwärmungen gegeben, zum Beispiel um drei Grad innerhalb von 2000 Jahren. Doch derzeit seien es 2,8 Grad in 100 Jahren. „Eine schnellere Erwärmung gab es noch nie, seit die Erde existiert. Das System ist auch nicht dafür ausgelegt“, gab Ranft zu bedenken. (Lesen Sie hier: Werden in der Rhön „echte Winter“ rar? Liftbetreiber zwischen Enttäuschung und chronischem Optimismus)
Weil die Menschen seit rund 100 Jahren immer mehr Öl, Gas und Kohle verbrennen, wird immer mehr CO2 freigesetzt. 40 Prozent davon sammeln sich in der Atmosphäre an. Das Fatale: Kohlendioxid verbleibt dort rund 1000 Jahre lang, bis es abgebaut ist. Und weil die Durchschnittstemperatur um 2,8 Grad erhöht ist, hat sich das Klima hin zu deutlich mehr Sommertagen verschoben. So waren es in Frankfurt statt des bisherigen Rekords (1976 und 2003) von 29 Tagen am Stück im vergangenen Jahr weit mehr als 40 Tage. Der menschliche Organismus sei jedoch für dauerhafte Temperaturen von über 35 Grad nicht unbedingt geschaffen.
Das seine Ausführungen die zahlreichen Zuhörer mehr als nachdenklich stimmte, war an der Totenstille im Wartenberg Oval zu merken. Doch Thomas Ranft machte Mut. Vor der Pariser Klimakonferenz 2015 betrug der langfristige Temperaturanstieg vier Grad, mittlerweile seien es 2,8 Grad. In vielen Ländern sei den Menschen die Situation bewusst. Beispielsweise sei laut einer Umfrage 90 Prozent der Chinesen wichtig, dass ihr Land sich von fossilen Brennstoffen abwende.
Ranft warb eindringlich für alternative Energiegewinnung mit Windrädern und Photovoltaikanlagen und kritisierte, dass die vorangegangene Bundesregierung die Energiewende ausgebremst habe. Viele Firmen in diesem Bereich seien Pleite gegangen, die notwendigen Fachleute nicht mehr hier, sondern im Ausland.
Er forderte dazu auf, sich ein bisschen wie Ameisen zu verhalten. „Glauben Sie, die Ameisen machen morgens erst mal einen Stuhlkreis und diskutieren, was sie alles tun müssen? Nein, sie ziehen los und tun einfach“, warb der Moderator für Eigeninitiative. „Bitte, retten Sie die Welt“, rief er zum Abschluss seines Vortrags auf.
Zuvor hatten die Bankvorstände Norbert Lautenschläger und Alexander Schagerl die Mitglieder über das abgelaufene Jahr und die bei der Bilanzpressekonferenz (wir berichteten) vorgestellten Zahlen informiert. Vorstandsvorsitzender Lautenschläger sprach von schwierigen Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft. Es gebe kaum Wachstum bei hohen Inflationsraten. Der Preisdruck bleibe hoch. Prognosen sagten ein rezessives Jahr 2023 voraus. Er lobte die Zinsanhebungen der US-Notenbank und kritisierte die Europäische Zentralbank (EZB): „Die EZB hat länger geschlafen und spät reagiert. Danach ging es dann aber nach oben.“ Nun sei wichtig, dass die EZB die Inflation in den Griff bekomme, ohne die rezessiven Tendenzen zu verstärken.
Schagerl erläuterte, dass die Inflation den Nominalzins auffresse und Zinssparer deshalb zurzeit mehr Geld den je verlieren. Gewinner seien Rohstoff- und Sachwerte, Aktien und Staatsanleihen die Verlierer. Für eine Investition in Aktien spreche aber deren langfristiger Wertzuwachs. Mit dem Betriebsergebnis sei die Volksbank Lauterbach-Schlitz nicht zufrieden. Vor der Bewertung waren 7,1 Millionen erwartet worden, nach der Bewertung waren es 2,8 Millionen. Der Jahresüberschuss lag bei 1,1 Millionen. Erfreulich sei, dass die Volksbank in Lauterbach bei der Privatkundenberatung „Beste Bank vor Ort 2023“ geworden ist. Im Bereich der Baufinanzierung gab es die Bewertung „sehr gut“.