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Vollkornbrot aus Ur-Roggen: Schlitzer baut Getreide aus Jungsteinzeit an

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Ernte des Ur-Roggens von Niko Schmidt mit dem Mähdrescher.
Ernte des Ur-Roggens von Niko Schmidt mit dem Mähdrescher. © Niko Schmidt

Mehl ist nicht gleich Mehl, das weiß auch Niko Schmidt aus Schlitz-Rimbach. Wer mit seinem Mehl backt oder das Brot aus Ur-Roggen kauft, der kann noch auf den Geschmack der Jungsteinzeit kommen. 

Bimbach - Als Mehl wird in erster Linie das Pulver bezeichnet, das beim feinen Mahlen von Getreidekörnern entsteht. Mehl wird aus den Getreidearten Weizen, auch aus den Unterarten Dinkel, Emmer, Einkorn, gewonnen. Weitere Getreidesorten sind Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Mais und Reis.

Vogelsberg: Niko Schmidt baut Waldstaudenroggen an

Niko Schmidt ist seit 2020 Landwirtschaftsmeister auf dem Hof seiner Eltern Tanja und Karsten Schmidt. Diese führen auch den bekannten Hofladen in Rimbach (Vogelsberg). Seit dem Jahr 2021 wird von Niko Schmidt eine neue Sorte Getreide, nämlich Waldstaudenroggen, angebaut. Waldstaudenroggen ist eine sehr alte Getreidesorte, sie gilt als Ur-Roggen und ist etwa 7000 Jahre alt. Der Roggen wird züchterisch eher weniger bearbeitet.

Landwirtschaftsmeister Niko Schmidt.
Landwirtschaftsmeister Niko Schmidt. © Sigi Stock

Waldstaudenroggen hat 50 Prozent mehr Ballaststoffe als normaler Roggen und ist widerstandsfähiger. Auffällig bei ihm ist der sehr frühe Saattermin, Ende Juni bis Anfang Juli um die Sommersonnwende. Niko Schmidt säte den ersten Roggen Ende Juni 2021.

Die Pflanzen werden bis zu 2,20 Meter hoch und haben das typische Aussehen des Roggens. Den Waldstaudenroggen zeichnen hohe Werte an Spurenelementen, Vitamin B und Proteinen aus. Zum Anbau von Waldstaudenroggen benötigt der Landwirt keine Düngung und keine Behandlung gegen Pilze, da der Roggen sehr resistent gegen Schädlinge ist. Dazu gibt es keine Probleme mit dem giftigen Mutterkorn, das sehr schädlich für den Menschen ist. Lediglich eine Maßnahme gegen Unkraut ist nach der Saat nötig. Die Ernte erfolgte mit eigenem Mähdrescher. Der Ertrag beträgt allerdings nur 50 Prozent vom „normalen“ Roggen.

Bäckerei im Vogelsberg backt Brot mit Ur-Getreide aus der Jungsteinzeit

Nach der Ernte wurde der Waldstaudenroggen in Kleinlüder gemahlen. Diese Mühle ist ein Familienbetrieb. Sie vermahlt auch kleine Partien Getreide und packt diese außerdem ab. Hier wird ebenfalls keine weitere Behandlung außer der Reinigung des Roggens vorgenommen. Es kommt das ganze Korn mit Schale ins Mehl. (Lesen Sie auch: „Riesiger Berg Probleme“: Landwirte im Vogelsberg klagen über Bürokratie)

Das frisch gebackene Brot aus Waldstaudenroggensauerteig.
Das frisch gebackene Brot aus Waldstaudenroggensauerteig. © Sigi Stock

Das Mehl kann ab sofort im Hofladen Schmidt in Rimbach oder im Verkaufsautomaten erworben werden. Abgepackt ist es in 2,5-Kilogramm-Beuteln. Frisches Brot aus bestem Waldstaudenroggensauerteig gibt es jede Woche freitags im Hofladen von Schmidts.

Gebacken wird dies von der Bäckerei Rüffer in Schwarz. Eine Vorbestellung des Brotes ist erwünscht, denn es ist immer schnell vergriffen. Die Bestellung bitte einen Tag vorher, donnerstags, unter der Telefonnummer (06642) 919225, oder Handy (0170) 5101637 aufgeben. Familie Schmidt freut sich nach eigenen Angaben, so ein regional hergestelltes Lebensmittel verkaufen zu können. (Von Sigi Stock)

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