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Turbulenzen im Wartenberger Rathaus: Abwahl-Forderung gegen Bürgermeister

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Von: Sophie Brosch

Bernd Wahl konnte das Verhalten des Bürgermeisters „nicht mehr mittragen“.
Der Streit im Wartenberger Rathaus geht weiter. (Archivfoto) © Marius Scherf

Weiter Schlagzeilen um das Wartenberger Rathaus: Wegen eines Streits mit Bürgermeister Dr. Olaf Dahlmann (SPD) trat der Erste Beigeordnete Bernd Wahl (FWGW) überraschend zurück. Nun fordert ein prominenter Kommunalpolitiker Dahlmanns Abwahl.

Wartenberg - „Kurz gesagt, er kann es einfach nicht!“, kommentiert Karsten Ittmann die „Eskapaden“ des Bürgermeisters und fordert dessen Abwahl. Dies tut er nicht als Vorsitzender der Wartenberger Liste (WAL), sondern als Bürger, wie er betont. Damit ist Dahlmanns Versuch, in der jüngsten Gemeindevertretersitzung aus der Schusslinie zu kommen, offenbar gescheitert. Er hatte zugesagt, keine steuerlichen Vorteile aus der Leihgabe seiner privaten Bauzäune an die Gemeinde geltend zu machen und die umstrittene Spendenquittung zerrissen.

Vogelsberg: Streit in Wartenberg - Abwahl-Forderung gegen Bürgermeister

Während die Fraktionen nun einen Nachfolger für Wahl suchen, findet Ittmann klare Worte: „Wartenberger, wacht endlich auf!“ Es sollten jetzt „alle Alarmglocken schrillen“: „Wenn der Erste Beigeordnete zurücktritt, weil er die Handlungsweisen des Bürgermeisters nicht mehr mittragen und mit seiner Unterschrift dokumentieren kann, frage ich mich, wie können es denn zukünftig die anderen Mitglieder der gemeindlichen Gremien?“, schreibt Ittmann.

Er räumt ein, dass er Dahlmann lange unterstützt habe. „Heute muss ich feststellen: Das war einer der größten Fehler in meinem Leben“. Nach mehr als acht Jahren im Amt, „welches er mit der Besoldungsgruppe A 16, Endstufe, plus Aufwandsentschädigung vergütet bekommt“, vermisst Ittmann richtungsweisende Entwicklungen in Wartenberg.

Karsten Ittmann fordert die Abwahl von Bürgermeister Olaf Dahlmann.
Karsten Ittmann fordert die Abwahl von Bürgermeister Olaf Dahlmann. © Fuldaer Zeitung

Stattdessen stünden Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern der Gemeinde und dem Gemeindevorstand im Vordergrund. Dahlmann verbringe seine Zeit mit Fahrten nach Berlin und Leipzig, SPD-Fraktionssitzungen, Kreistagssitzungen, dem Lionsclub Alsfeld-Lauterbach, Vorlesungen an der Hochschule Fulda, am Wochenmarkt Landenhausen und privaten Terminen.

Seine Position untermauert Ittmann mit mehreren Beispielen. Der Kläranlagenanschluss an die Stadt Lauterbach sei seit 2019 nicht vorangekommen. „Hier wird auf einen Zuwendungsbescheid vom Land gewartet. Anstatt sich dem Thema entschlossen zu widmen, wird auf einen fehlenden Bescheid verwiesen.“

Ähnlich sei es beim Dorfgemeinschaftshaus Landenhausen. Ein Architekt habe zu Bürgermeisterwahlzeiten einen Entwurf erarbeitet, der seitdem nicht weiterverfolgt worden sei. Gleiches gelte für die Schulturnhalle Angersbach. Hier habe der Landrat darauf hingewiesen, dass die Gemeinde bereits seit 2017 hätte tätig werden können und es sei nichts passiert. Auch beim Thema Ortsumgehung tue sich seit Jahren nichts mehr.

Nach Turbulenzen im Wartenberger Rathaus: Ittmann kritisisert Dahlmann

Zusammenfassend müsse man feststellen, dass Dahlmann es vorzüglich verstanden habe, „mit seiner hervorragenden Rhetorik die meisten Leute über einen Zeitraum von acht Jahren zu blenden und zu täuschen“, sagt Ittmann. Dahlmanns Versäumnisse blieben als Schaden an der Gemeinde haften. „Dieser Mann bürdet Wartenberg eine Hypothek auf, die selbst in vielen Jahren nach seinem Wirken nicht ausgeglichen werden kann. Herr Dr. Dahlmann wird eines Tages woanders seien Unfrieden treiben, aber wir, die Wartenberger, müssen dann die Zeche dafür zahlen, die der ehrenwerte Herr uns hinterlassen hat.“

Daher gebe es in seinen Augen nur eine richtige Entscheidung: „Einen Antrag zu einem Abwahlverfahren in der Gemeindevertretung und anschließend die Abwahl durch die Bürgerinnen und Bürger.“ Auf seine öffentliche Erklärung erhielt Ittmann nach eigener Aussage bislang nur positive Reaktionen. „Die Leute sind heilfroh, dass jemand den Mut hat, sich zu äußern und sich vor allem hinter Bernd Wahl zu stellen – das wurde höchste Zeit.“ Nachdem sich eine Woche lang niemand öffentlich zu Wahls Rücktritt geäußert habe, habe er „das Heft des Handelns in die Hand genommen“.

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