104,8 Millionen Euro Schaden durch Wildunfälle: FDP-Politiker Hahn befragt Experten aus dem Vogelsberg

Im vergangenen Jahr ist es zu 21.185 Wildunfällen auf hessischen Straßen gekommen. Der FDP-Vizepräsident des Hessischen Landtags Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn hat sich in Grebenhain-Bermutshain mit heimischen Experten über die Vermeidung von Wildunfällen ausgetauscht.
Bermutshain - „Die Anzahl an Wildunfällen zu reduzieren, muss eine wichtige Aufgabe des Verkehrsministeriums werden. Wer selbst wie ich persönlich schon einmal in einen Wildunfall verwickelt war, kennt schwerwiegenden Folgen zu genau. Schmerzen und Verletzungen, die Mensch und Tier davontragen, können verheerend sein. Die Politik sollte die Praxiserfahrungen der Naturschützer und Jäger in ihren Überlegungen dringend stärker einbeziehen“, erklärte Jörg-Uwe Hahn bei dem Austausch mit Barbara Bausch vom Tier- und Naturschutz Unterer Vogelsberg und der heimischen Jägerin Mari-Linn Dungs.
Er werde deshalb Kontakt nicht nur mit dem Landesjagdverband aufnehmen, sondern auch mit dem ADAC und dem Gesamtverband der Versicherungswirtschaft. „Verletzungen bei Menschen reduzieren, Tierleid verringern und erhebliche Kosten einsparen, welche besseren Gründe gibt es zum Handeln!“, so der FDP-Politiker.
Vogelsberg: FDP-Vizepräsident will Wildunfälle reduzieren
Seit 2019 würden durch Hessen Mobil keine Wildwarnreflektoren an Leitpfosten mehr genehmigt. Als Grund werde insbesondere die im Oktober 2018 veröffentlichte Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) genannt. Diese habe „keine unfallvermeidende Wirkung von Reflektoren“ nachgewiesen. Praktische Erfahrungsberichte von heimischen Jägern und Tierschützern kämen jedoch oftmals zu gegenteiligen Einschätzungen. (Lesen Sie auch: Haftpflichtversicherung: Auf Millionen Autofahrer kommen wichtige Änderungen zu)
Der ehemalige FDP-Justizminister Hahn hatte gemeinsam mit der fachlich zuständigen FDP-Landtagsabgeordneten Wiebke Knell diesen Umstand zum Thema im Hessischen Landtag gemacht und die schwarz-grüne Landesregierung zu der Ablehnung von Wildwarnreflektoren befragt. Die Landesregierung hatte in der Beantwortung verdeutlicht, dass sie nicht bereit sei, ihre Haltung zu der Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren zu überdenken. Verkehrsminister Al-Wazir (Grüne) teilte in der Beantwortung der FDP-Anfrage auch mit, dass im vergangenen Jahr bei 21.185 Wildunfällen auf hessischen Straßen drei Menschen ums Leben gekommen seien. 35 Verkehrsteilnehmer wurden schwer verletzt, 185 leicht. Knapp 104,8 Millionen Euro Sachschaden sind hierbei entstanden.
„Wir wollen weiter dafür sorgen, dass unsere Straßen sicherer werden. Seit dem Jahr 2015 haben wir im Vogelsberg Straßen in Zusammenarbeit mit den Behörden mit Wildwarnreflektoren ausgestattet, seit 2019 ist dies nicht mehr möglich, obwohl die Praxiserfahrungen zeigen, dass Wildunfälle in der Dämmerung und in der Nacht an Strecken mit unseren angebrachten Reflektoren deutlich zurückgehen“, machten Bausch und Dungs deutlich. Die Kosten seien durch die Jagdpächter und Jagdgenossenschaften sogar übernommen worden. Dass Hessen Mobil die Anbringung seit 2019 pauschal auf allen Strecken untersage, sei nicht nachvollziehbar, auch da man ebenfalls in anderen Bundesländern sowie Ländern wie Österreich positive Praxiserfahrungen sammle.
Hoher Besuch in Grebenhain: Jörg-Uwe Hahn im Austausch mit heimischen Experten
„Es ist offenkundig, dass handelsübliche Wildwarnreflektoren nicht an allen Strecken gleich wirksam sind, insbesondere in unübersichtlichem und stark bewachsenen Gebieten ist die Wirkung einfach nicht optimal“, so Bausch. Doch selbst neueste Reflektor-Modelle, die in problematischerem Gelände Abhilfe schaffen könnten, könnten nur getestet werden, wenn Genehmigungen wieder ausgestellt werden. In vielen der bisher erhobenen Untersuchungen und Studien, die zu der Entscheidung von Hessen Mobil geführt haben, fänden sich einige Lücken und Ungereimtheiten, die zur Folge haben, dass die gezogenen Schlüsse fraglich sind.
„Insbesondere in der dunkeln Jahreszeit steigen die Unfallzahlen mit Wildbeteiligung. Die Anbringung von Wildwarnreflektoren würde zumindest in freien und offenen Gebieten nachweislich helfen, das Tierleid zu minimieren und das Zusammenleben von Mensch und Wildtieren sicherer zu gestalten“, sind sich Bausch und Dungs sicher. (sob)