Die Kanalrohre dürften etwa aus den 1950er oder 1960er Jahren stammen. Genaue Daten fehlen. Angesichts dieses Alters sind gewisse Schäden normal. Das gilt auch für andere Teile der städtischen Kanalisation. Jahn: „Wir haben im Wirtschaftsplan jährlich etwa 250 000 bis 300 000 Euro für die Kanalsanierung in geschlossener Bauweise vorgesehen.“
Anders als beim Kanal rechnet der Technische Leiter in Sachen Wasserleitung mit einer Auswechslung: „Diese stammt aus den 1960er Jahren. Vermutlich wechseln wir die Leitung komplett aus. Wir hatten auf dieser Strecke schon zahlreiche Rohrbrüche.“
Dieser Aspekt interessiert Inspekteur Georg Pöttke und seine Kollegen Lassina Dosso, die sich beide um die Kamerabefahrung kümmern, sowie Richard Schreuder, der für den Spülwagen zuständig ist, nicht. Sie waren mit ihren Spezialfahrzeugen im Januar in Queck und nun seit einiger Zeit in Schlitz unterwegs – und standen tagsüber gezwungenermaßen mitten auf der Straße. Vor allem an der Kreuzung nach Fulda sorgte dies für einige unbedachte Fahrmanöver von Verkehrsteilnehmern.
Zunächst ist Schreuder mit seinem modernen Spülwagen Super 2000 Wiedemann an der Reihe. Mit den 17 000 Liter Wasser im Tank komme er einen Tag lang über die Runden. Das Wasser werde gereinigt und von Feststoffen befreit und anschließend erneut in den Kanal gepumpt.
Alles wird mit einer Kamera überwacht. Mit dieser stellt er häufig Schäden wie Risse, Setzungen, Rohrbrüche oder Löcher früher fest als sein Kollege Pöttke. „Wenn ein Hausanschluss vor einem Einsturz steht, dann fahre ich mit der Kamera nur bis zur Bruchstelle und gebe dem Kollegen Bescheid“, erzählt Schreuder.
Je größer der Kanal sei, desto mehr Wasser benötige er – allerdings sei in diesen Rohren auch mehr Wasser. Die von Pöttke bediente Hauptkamera hängt an einem 400 Meter langen Kabel. Je nach Durchmesser des Rohres werden unterschiedlich große Kameras verwendet.
In der Bahnhofstraße kommt eine mittlere Größe zum Einsatz, bei 700 bis 1200 Millimeter großen Rohren. Es handelt sich um einen Mischwasserkanal. „In diesen setzt sich mehr Verschmutzung, wie Sand und der Abrieb von den Straßen, ab. Da bei diesem System durch Regenwasser der Sand im gesamten Netz weggespült wird, gibt es nicht so viele Ablagerungen wie bei einem Trennsystem. Der Nachteil ist, dass in der Kläranlage auch größere Wassermengen ankommen – das führt zu höheren Kosten“, erklärt der Fachmann.
Die Erkenntnisse über Risse, deren Umfang und Standort werden digital dokumentiert. Gefunden wurden in Schlitz „einige Schäden wie Risse, Rohrbrüche und Versätze. Das ist aber Standard bei einem solchen Kanalnetz“, weiß der Inspekteur. Besondere Funde habe es nicht gegeben – aber eine Ratte habe versucht, dem Gelenkarm mit Kamera auszuweichen.